Meldeplattform

Wann immer ich von den Meldeplattformen der AfD bezüglich unserer Lehrer lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Die Botschaft ist: „Schüler! Meldet Lehrer, die sich offen gegen unsere rassistische, nationalistische, Minderheiten verunglimpfende Politik äußern.“ Fordert die Partei, die auf die wesentlichen Fragen der Politik keine einzige Antwort hat.

Die Partei behauptet natürlich, dass es hier nicht um Denunziantentum geht, man wolle nur auf über rechtliche Grundlagen aufklären. Natürlich. Ich sehe es eher so, dass man im Namen der Aufklärung das Denunziantentum salonfähig machen möchte. Am Ende stehen die Angst aufzubegehren und der Verlust des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Gesinnung der Partei.

Außerdem regt sie dies bei Heranwachsenden an. Anpassung an eine Gesellschaftsform, die sich die AfD ganz offenkundig wünscht. Und da liegt gerade die Perversität des Vorgehens. Wenn sie es auch nur ansatzweise ehrlich damit meinen würden, gäbe es keine Meldeplattform für Schüler,  sondern eventuell eine Informationskampagne, die sich grundsätzlich und übergreifend mit der Thematik beschäftigt. Aber so bleibt nicht viel außer der Lüge und der Gesinnung dahinter stehen.

Trägt man die Fakten über die AfD zusammen, muss man erkennen, dass Argumente sinnlos sind. Nahe an der Verschwörungstheorie, erübrigt sich jedweder Einsatz der Vernunft. Lügenpresse ist ja das berühmte Beispiel.

#wheniwas

Es war damals der Mathelehrer in der Grundschule. Er ließ an der Tafel Aufgaben rechnen setzte sich dabei hinten in die Klasse auf einen freien Tisch und rief dann immer ein Kind zu sich. Das musste sich auf seinen Schoß setzen und er befummelte dann heimlich die speziellen Stellen eines Körpers. Das traf alle Kinder der Klasse.

Ich könnte jetzt sagen, dass das nicht so schlimm war, es hin und wieder nur eine Hand an der falschen Stelle war. Ich könnte sagen, dass das nichts mit mir gemacht hat, dass keine bleibenden Schäden zurückgeblieben sind. Aber in Wahrheit kann ich das so sagen. Es ist einfach ungewiss.

Soviel ist in der Zwischenzeit in meinem Leben passiert, dass ich nicht mit Sicherheit sagen kann, was welche Auswirkungen auf mein heutiges Ich gehabt hat. Ich kann nur eines mit Gewissheit behaupten: Wenn meine Kinder früher irgendwo zum Spielen hingegangen sind, zu Schulkameraden zum Beispiel, habe ich die Eltern bereits vorher kennengelernt. Erzählen mir meine Kinder etwas, höre ich (immer) sehr genau hin und frage im Zweifel nach. Ich setze meine Kinder keinen Situationen aus, denen sie noch nicht gewachsen sind. Meine Augen und Ohren sind immer offen und nehmen auf, mein Kopf analysiert.

Ob das nun etwas abwenden kann, sei mal dahingestellt, aber das sind meiner Meinung nach auch Auswirkungen aus der beschriebenen Vergangenheit. Ob ich ein anderer Mensch ohne diese Tat geworden wäre? Das ist ungewiss.

 

Abhorsten

Der Söder sagt, die GroKo sei Schuld am Abstieg der CSU. Na, da kann er ja mal bei der SPD nachfragen, wie sich das so angeht, wenn einem die Koalitionspartner das Leben vermiesen.

Die CSU ist der Club alter, weißer Männer als Kasperltheater in der Abschiedsvorstellung ohne Krokodil.

Anstatt auf andere zu zeigen, sollte man vielleicht die Fehler erstmal bei sich selber suchen.* Der Seehofer ist sicherlich etwas, das man als Fehler anstreichen könnte.

 

*Gilt natürlich auch für alle anderen Menschen und Parteien.

Tausend… — ickemich

So und nicht anders. \m/

…nicht Tode, sondern Tage. Der eine oder andere Tod war wohl dabei. An diesen Tagen. Fast, nicht ganz tot. Immerhin. Tausend Tage, die ich heute nun schon länger lebe als gedacht. Vierundzwanzigtausend Stunden, seit ich starb. Und wiedergeholt wurde. Wieder und immer wieder. Weil ich kämpfte. Meine Herzkammern flimmerten. Ich mit dem Tod rang. Und […]

über Tausend… — ickemich

Fokus

Freiheit ist alles, was wir uns erhoffen. Freiheit ist das, von dem wir denken, wir hätten es im Überfluss.

Dann kommt dieser eine Moment, in deinem Urlaub, du schwelgst in Konsum und Genuss und denkst, das ist die Freiheit, die du dir immer gewünscht und verdient hast, aber genau in diesem Moment greift ein alter, gebeugter Mann mit seinen sonnengebräunten Armen in einen Abfalleimer und nestelt nach Pfandflaschen.

Genau dann ist all das nichts mehr wert, aber das ist auch nur ein Gefühl, weil es bereits vorher schon keinen Wert hatte, weil man Freiheit nicht aufrechnen kann, Rente, die einem im Alter Unabhängigkeit geben würde, aber schon.

Du schaust dich um und siehst all die Teenies mir ihren Smartphones hantieren, deines drängt in der Gesäßtasche auch wieder in den Fokus, der alte Mann aber saust vorbei, nestelnd nach Pfand, in einer Welt, in der Inklusiv-Minuten nichts bedeuten. Gar nichts.

Während ich versuche mich zu fokussieren, schieben mich die Mit-Touristen weiter über die Promenade und alles was mir bleibt, ist dieser Text und die Erinnerung an meine eigene Unfähigkeit, etwas zu tun. Was auch immer. Einfach etwas zu unternehmen.

Focus shift.

Wissen

Was alles im Verlaufe eines Lebens in unseren kleinen Köpfen gespeichert wird, ist schon unglaublich. All diese Dinge, die mit dem richtigen Reiz aus den Untiefen unserer Erinnerung an die Oberfläche strömen können. Sie können uns aus der Ungewissheit reißen, oder diese vertiefen, wenn wir das plötzlich auftretende Wissen nicht in den richtigen Kontext bekommen.

Es gibt aber auch Wissen, das wir verdrängen. Ganz bewusst. Zum Beispiel das Wissen um unseren eigenen, unabdingbaren Tod. Wir wissen, dass er uns nicht verschonen wird, und doch drängen wir ihn weg, wollen nichts darüber wissen. Bis wir mit aufgerissenen Augen in den Himmel starren und ein letztes, heiseres: „Warum?“ aus unserer Kehle in die Welt der Lebenden entfleucht.

Was dann kommt, ist ungewiss. Nur der Tod ist gewiss. Wir wissen nicht einmal, ob wir wissen, das wir gerade gestorben sind. Obwohl, nun, vielleicht doch. Alles ist ungewiss.

Wechsel

An einer der Haltestellen unterwegs wechselten die Busfahrer. Ich konnte mir nie merken, an welcher genau und war immer überrascht, wenn der aktuelle Fahrer plötzlich den Bus verließ. Erst dachte ich, er geht eine rauchen, was er ja auch in unregelmäßigen Sequenzen immer mal wieder tat. Doch an dieser einen Haltestelle stieg ein neuer, frischer Fahrer ein. Dieser richtete sich seinen Arbeitsplatz ein, was je nach Fahrer unterschiedlich lange dauern konnte. Es war also ungewiss, wie viel Verspätung wir durch den Wechsel haben würden. Gewiss war nur die Nervosität, ob der Anschlussbus wartet.