Hin und her

Ich weiß gar nicht wie lange ich schon damit kämpfe, die iCloud hinter mir zu lassen und meine Daten in eine etwas datenschutzfreundlichere Umgebung umzuziehen. Gefühlt kommt das mehrfach im Jahr bei mir hoch und ich versuche etwas, gebe dann aber wieder auf, weil immer irgendwas nicht klappt.

Deswegen habe ich mich in den letzten Tagen daran gemacht, eine eigene NextCloud aufzusetzen. Allerdings auf einen Webspace bei einem Domain-Provider. Das hat erst geklappt, um dann aber festzustellen, dass der Server dahinter vollkommen ungeeignet ist. Es fehlten php-Module, der Cache war ausgeschaltet und die Leistung insgesamt einfach unterirdisch. Die NextCloud selber hat mir sehr gut gefallen.

Als ich vor ein paar Jahren bei Tuxedo einen Laptop kaufte, erhielt ich dort 10GB in einer persönlichen NextCloud kostenlos dazu. Die ist immer noch aktiv, manchmal nutze ich sie auch, um z.B. Daten auch auf dem Laptop zu nutzen, weil ich über die iCloud da nicht wirklich herankomme. Egal, diese Installation funktioniert, ich bin aber fest an die Voreinstellungen von Tuxedo gebunden. Ich kann keine weiteren Apps hinzufügen.

Und während ich über all das nachdenke, vergesse ich immer wieder, dass ich ja eigentlich ein wunderbar funktionierendes Office im Netz habe. Schon seit beinahe 10 Jahren nutze ich Mailbox.org. Dort ist es zwar keine NextCloud, denn Mailbox nutzt Open-xchange für die Office-Umgebung. Dennoch gibt es dort im Grunde nichts zu vermissen. Es ist alles vorhanden. Selbst Videocalls sind datenschutzfreundlich eingebaut.

So starte ich heute den nächsten Versuch, die iCloud endlich hinter mir zu lassen. Mailbox bietet für das Drive mit den Daten Webdav an, für macOS gibt es eine entsprechende App. Ich kann Boxcryptor auf allen Geräten verwenden, Mail, Adressbuch, Office und Aufgaben sind vorhanden. Das Portal finde ich so oder so schon immer großartig. Man kann dort sogar Widgets mit RSS-Feeds einrichten. Im Grunde muss ich mich um nichts kümmern. Der faule Nerd, der ich bin, findet das super.

Entscheidungen

Erziehung ist oftmals ein heikles Thema, wenn man sich mit anderen Eltern unterhält. Nicht selten bleibe ich zurück und frage mich ernsthaft, ob ich etwas falsches im Kopf habe. Um es vorweg zu nehmen: Nein, mein Umgang mit Situationen und meine Entscheidungen sind nicht falsch. Aber nicht in allen Fällen auf andere Menschen übertragbar.

Unsere Teen wächst heran und darf nach dem nächsten Geburtstag Bier trinken, rein rechtlich betrachtet. Wir unterhalten uns in der letzten Zeit immer mehr über komplexe Themen, die ihr Leben und ihre Zukunft betreffen. Ich sehe, dass sie sich Gedanken macht, abwägt und sich eine Meinung bildet. Und, was ich ganz wichtig finde, sie macht diesen Prozess durch, bevor sie mit uns darüber spricht.

Die Jahre mit Kindern haben mir gezeigt, dass die Leitplanken und Optionen, die wir als Eltern anbieten, der Grundstock für alles spätere sind. Als ganz junger Vater war mir das selbstverständlich nicht klar. Da musste ich erstmal verstehen, was meine Eltern bei mir verkorkst hatten, um aus dem Karussell auszusteigen.

Die Teen trifft Entscheidungen. Ich würde mir nicht mehr anmaßen, die aus meiner Sicht heraus, hm, zu kritisieren. Kritisieren ist ein doofes Wort dafür, aber mir fällt gerade kein anderes ein. Eigentlich kritisiere ich eh wenig bis gar nicht. Ist halt das Ding mit Vertrauen und Akzeptanz.

Für uns ist es wichtig, dass wir Vertrauen haben. Vertrauen darauf, dass Entscheidungen durchdacht wurden und Vertrauen darauf, dass wir da sind, wenn etwas nicht wie erhofft funktioniert. Ich glaube, ohne dieses Vertrauen würde das Leben mit seinen Entscheidungen ein ständiger Eiertanz mit einem Stressball in der Hand sein.

Heute habe ich der Teen im Gespräch gesagt, dass sie alles machen kann, was sie möchte. Wenn sie Künstlerin werden möchte, dann wird sie das. Wenn sie eine Ausbildung zu was auch immer machen möchte, soll sie es machen. Möchte sie auf die Uni, bitte, hier geht es lang. Es ist ihr Leben. Ihre Entscheidungen. Natürlich mit den Konsequenzen, die sich mitunter daraus ergeben.

Das ist für einige Menschen die ich kenne undenkbar. Da sind alle Planungen schon kurz nach, manchmal auch vor, der Geburt fertig. Der Weg ist gesetzt. Keiner von denen versteht, wie viel Unglück man damit in das Leben der Kinder bringen kann. Sie werden eventuell Zeit ihres Lebens an diesen Entscheidungen, die für sie getroffen wurden, leiden (und gar nicht wissen warum es ist wie es ist).

Ich bin fest davon überzeugt, dass es einen Weg gibt, Kinder dahin zu bringen, dass sie auf der Grundlage ihrer Erfahrungen und des Vertrauens aus dem familiärem Umfeld, eigenständig und überlegt zu handeln. Sie werden es sicherlich anders tun als wir. Vielleicht besser, aber in jedem Fall ist selbstbestimmtes Handeln der kürzere Weg zu einem glücklichen Leben. Wie auch immer das empfundene Glück dann aussieht.

Wir dürfen nie vergessen, dass es nicht unser Leben ist. Es ist das Leben eines Menschen mit eigenen Erfahrungen, vermutlich trotzdem durch unsere Muster geprägt, aber so aufgebaut, dass der Mut zur Entscheidung da ist. Was sich für uns dann wie Kontrollverlust anfühlt (und auch ist). Und das ist gut so.

Schreibgeräte

Im Laufe der Jahre habe ich natürlich mit verschiedenen Schreibgeräten auf unterschiedlichen Papierarten und Lineaturen geschrieben. Das ging mal gut, mal weniger gut und manchmal auch gar nicht.

Wenn ich mit einem Kugelschreiber versuche Wörter und Sätze lesbar auf Papier zu bringen, klappt das vielleicht bei den ersten beiden Wörtern noch ganz gut. Nehme ich dieses Blatt ein paar Tage später zur Hand, um die Notizen zu lesen, kann ich sie vermutlich nicht mehr entziffern. Kugelschreiber sind für mich nicht nutzbar. Höchstens für eine Unterschrift.

Genauso verhält es sich mit dem Punktraster. Wie kann man da drauf schreiben? Ich habe die Vermutung, dass die vielen einzelnen Punkte mich total aus dem Konzept bringen und meine Hand mit dem Stift die Punkte verbinden möchte. Dabei soll sie bitte Wörter auf das Papier bringen. Übrig bleibt die Gewissheit, dass Punktraster raus ist. Leider musste ich letztens sehen, dass viele der schönen Notizbücher mittlerweile genau damit angeboten werden. Ich hoffe, das ist nur eine Modeerscheinung, die irgendwann wieder verschwindet.

Am besten komme ich mit Linien und Kästchen zurecht. Mein Tagebuch hat natürlich Linien. Notizen mache ich zumeist auf Papier mit Kästchen. Die Kästchen erlauben eine gewisse Struktur aufzubauen. Das ist etwas, das ich ganz oft beim Notieren mache, um Sachverhalte zu verbinden. Das geht auf Blankopapier auch, aber da schreibe ich nicht so gerne drauf.

In das Tagebuch schreibe ich nur mit Tinte. Überwiegend mit einem Tintenfüller, hin und wieder auch mit einem Ohto Tintenroller. Die Tintenroller von Ohto sind wirklich klasse. Beim Tintenfüller habe ich zwei im Einsatz. Einmal einen Kolbenfüller von Pelikan und einmal einen Patronenfüller von KaWeCo.

In den letzten Jahren haben sich meine Schubladen auch mit Bleistiften angefüllt. Ich kaufe und nutze ausschließlich die Bleistifte von Blackwing. Von denen gibt es drei Standardausführungen in verschiedenen Härten, aber, zu meinem Leidwesen, auch Sonderausgaben. Es sind diese hübschen Sonderausgaben, die bereits zwei Schubladen ausfüllen. Nun, jeder hat ein Laster, das ist eben meins.

Die Bleistifte nutze ich für Kalendereinträge und Notizen. Eigentlich hatte ich mal vor, bedingt durch ein Buch von Stephen King, nur noch mit Bleistiften zu schreiben. Aber das klappt nur so halb. Für Notizen sind sie einfach unschlagbar, weil auch schnell eine Skizze damit gemacht ist.

Für mich gehört die Wahl eines guten Schreibgerätes zur Schreibkultur dazu. Ich schreibe gerne und möchte dabei auf nichts verzichten. Angefangen vom Gerät, über das Papier, bis hin zur Auswahl ob es dazu einen Kaffee oder einen Wein gibt. Ja, ok, die Getränkeauswahl richtet sich auch nach der Tageszeit. Was ich damit eigentlich ausdrücken möchte ist, dass es für mich so etwas wie ein Schreibgefühl gibt. Etwas, dass mir das Schreiben leichter macht, auch wenn die Themen manchmal recht schwer wiegen.

Gehört ihr auch zu dem Kult der Schreibgerätegläubigen, oder ist es für euch egal, womit ihr auf welches Papier etwas aufschreibt?

Home oder Office?

Wenn vom Home Office geredet wird, kommen viele Dinge zur Sprache, die eingehalten werden sollen oder welche Regeln man aufstellen muss. Natürlich brauchen wir Regeln, damit wir uns als Arbeitnehmer nicht in eine Situation bringen, die am Ende alles schlechter anstatt besser macht.

Ich selber bin seit vielen Jahren immer wieder regelmäßig im Home Office tätig. Seit Februar 2020 erst wegen Corona ständig, jetzt wegen der Erkenntnis bei meinen Vorgesetzten, dass es egal ist wo ich bin, weiterhin dauerhaft. Jeden Tag. Das ist für mich persönlich eine absolute Steigerung der Lebensqualität. Ohne Home Office müsste ich jeden Tag viele Kilometer pendeln, oder eben oftmals Dienstreisen antreten.

Das heißt also, ich habe für mich einige Erfahrungen sammeln können. Es sei noch kurz angemerkt, dass ich vor einigen Tagen kurz im Büro war, um meinen neuen Arbeitslaptop abzuholen. Ich kann nur sagen, dass ich da nie wieder arbeiten könnte. Zu laut, zu groß, zu weit weg, zu viele Menschen die den Arbeitsfluss ständig stören.

Was für mich im Home Office noch wichtiger geworden ist, als es im Büro schon war, ist die Tagesplanung. Nicht, weil ich sonst im Home Office nicht ordentlich arbeiten kann. Nein, eine gute Tagesplanung im Home Office bringt noch mal viel mehr Effizienz in den Arbeitstag. Im Büro kannst du planen, aber durch die ständige Greifbarkeit von den Kollegen ist jeder gute Plan nicht die Pixel wert, mit denen er im Kalender steht.

Also, ich plane meine Tage und blockiere im Kalender genau die Stunden die ich brauche, um Themen zu erarbeiten. Außerhalb von Besprechungen. Das vergessen ja viele Angestellte. Mein Arbeitsalltag sollte nicht von Besprechungen blockiert sein. Besprechungen sind dazu da, um sich abzustimmen oder Ergebnisse zu evaluieren. Zumindest ist dies in meinem Job so. Das habe ich schon vor Jahren im Büro versucht umzusetzen, aber wegen der physischen Anwesenheit war das schlicht nicht möglich.

Wenn der Tag geplant ist, hat man im Grunde schon alle Voraussetzungen für einen gelungenen Arbeitstag (mal die nicht abzustellenden Katastrophen außer Acht gelassen). Ich kenne nun aber auch Arbeitskolleg:Innen, die ihre Tage um private Termine herum planen. Das kann man in meinen Augen mal machen, wenn es nicht anders geht, aber grundsätzlich kann ich davon nur abraten. Mein Arbeitstag sieht zeitlich nicht anders aus, als wenn ich im Büro wäre. Meine Ansprechpartner:Innen sind meistens im Büro, oder arbeiten eben auch im Home Office zu „normalen“ Bürozeiten. Wenn ich regelmäßig den Tag so plane, dass ich zwischen der Arbeit auch private Termine einschiebe, so meinen Arbeitstag strecke, kommt sehr schnell der Punkt, an dem die Grenze zwischen Privat und Arbeit verschwimmt.

Wenn die Grenze erstmal nicht mehr deutlich sichtbar ist, kommt schnell die Situation, dass ich dauerhaft erreichbar bin. Dringende Dinge aus der Arbeit drängen sich garantiert irgendwann in die privaten Angelegenheiten und man sitzt dann plötzlich am Rechner oder telefoniert mit dem Smartphone. Deswegen handhabe ich das bei mir so, dass es einen Feierabend gibt. Da wird die komplette Firmenhardware ausgeschaltet. Ich bin dann nicht mehr erreichbar, bis zum nächsten Tag.

Habe ich aus dringenden Gründen das Bedürfnis einmal in einem anderen Takt zu arbeiten, spreche ich das mit meiner Abteilung ab. Alle sind informiert, dass ich dann ggf. auf Anrufe und E-Mails erst später reagiere. Die Transparenz ist für alle Beteiligten wichtig, da sie mich ja nicht sehen können. Aber als erste Regel gilt, solche Situationen sind zu vermeiden.

So mache ich das im Grunde seit Jahren und es klappt. Alle sind zufrieden. Ich am allermeisten 🙂

Kurzer Aussetzer

Wenn ich jetzt mehr darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, was mich dazu getrieben hat, wie mir dieser unsinnige Gedanke hatte kommen können. Ich vermute ja stark, dass ich derartig tief eingebunden war, dass mein Kopf irgendwie eine Fehlschaltung hatte.

Vor zwei Tagen hatte ich einen harten Arbeitstag. Gegen Ende wollte ich nochmal im Intranet des Unternehmens etwas nachschauen. Dabei stolperte ich über ein Lesezeichen, das ich mir vor Jahren wohl wider besseren Wissens abgelegt hatte. BYOD – Bring your own device. Das ist eine Möglichkeit seine eigenen mobilen Geräte mit in das Firmennetzwerk einzubinden. Man hat dann Zugriff auf Kalender, Mails und Sharepoint, sprich, alles was mit dem MS Office 365 zu tun hat.

Wie bereits gesagt, ich habe immer noch keine Ahnung was mich trieb, aber ich installierte nach kurzem Blick in die Anleitung das entsprechende Profil auf meinem iPad. Zugegeben, es ist sehr einfach und schnell gemacht. Das kenne ich auch anders. Danach installierte ich aus dem Firmen-Appstore die entsprechenden Office Programme und fand das auf eine sehr eigentümliche Weise gut. Ab sofort hatte ich dauerhaft Zugriff auf meine Mails und Termine.

Ich könnte langatmig ausschmücken, wie mich jedes Entsperren des iPads runter zog, weil ich einfach nicht aus dem Arbeitsmodus entkommen konnte. Dabei habe ich genau das vor Jahren in mühseliger Anstrengung für mich gelernt und beibehalten. Aber jetzt sprangen mich immer direkt die Mailbenachrichtigungen an. Wenn in Deutschland niemand mehr im Büro ist, sitzen die Kolleg:Innen rund um den Globus in ihren Zeitzonen vor den Rechnern und versenden Mails, Termine und Dokumente.

Es hat nur ein paar Stunden gedauert bis mir klar war, dass ich das umgehend beenden muss. Selbst im Bett liegend wusste ich nach einem Blick auf das iPad, welche Mails ich morgen lesen und beantworten musste. Das ist kein Zustand. Am nächsten Morgen deinstallierte ich sofort und ohne innerlichen Einspruch das Firmenzertifikat und alle damit verbundenen Programme.

Seitdem frage ich mich ernsthaft, wer so etwas wirklich macht und auch genauso möchte. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Damit ist diese viel beschworene Work-Life-Balance vollkommen kaputt. Es gibt sie einfach nicht mehr. Vielleicht ist das etwas für Selbstständige, die komplett selber für sich verantwortlich sind und immer alle Informationen haben und verarbeiten müssen. Für mich als abhängig Angestellter eines größeren Unternehmens muss das ganz sicher nicht sein. Niemals und ganz und gar nicht.

Whitstable

Gestern war ein typischer Kofferpacktag. Wäsche wurde gewaschen, auf der Terrasse zum Trocknen rausgehangen, zusammengefaltet, in die Reisetasche gepackt und mehrmals die wichtigen Dinge für eine Reise nach England kontrolliert. Je nach Blickwinkel war einmal der Reiseadapter für den Stromanschluss enorm wichtig, oder eben Reisepass und Impfausweis. Wer hier welchen Blickwinkel gehabt hat, könnt ihr euch selber ausdenken.

Das mit dem Reisepass ist schon eine doofe Sache. Seit dem Brexit benötigt man den für Reisen nach England, bzw. Großbritannien. Die Teen ließ zwischenzeitlich verlauten, dass sie, wenn es ihr dort gefällt, sie gerne ein Auslandsjahr in England machen würde. Sie mag die Sprache sehr. Die ersten Informationen die ich dazu fand, waren, dass ein ganzes Jahr wohl durch den Brexit schwierig und teuer geworden ist. Man rät zu halbjährlichen Aufenthalten.

Na ja, bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit, unbefriedigend ist das trotzdem. Den Teens heute in aller Frühe wären solche Informationen ziemlich egal gewesen. Es war ein fröhliches Durcheinander am Treffpunkt, obwohl das für gewöhnlich recht lang schlafende pubertierende Kind sehr zeitig aus dem Bett musste. Alle hatten gute Laune und schmiedeten den einen oder anderen Plan. Auch wurde die Frage diskutiert, ob denn die Lehrer tatsächlich die Smartphones abends einsammeln würden. Ich konnte die Teen etwas beruhigen, da die Kinder alle in Gastfamilien untergebracht sind, wird das mit Sicherheit eben nicht gemacht.

Die beiden Schulklassen sind in Whitstable und Herne Bay untergebracht. Beide Orte direkt an der See. Das Wetter scheint ja auch mitzuspielen, sodass der Aufenthalt unter einem guten Stern steht. Der Plan der Lehrer, was alles besucht und angeguckt werden soll, ist zwar ziemlich sportlich, aber auch hier vermute ich, wird man an der einen oder anderen Stelle ein Einsehen haben. Die Teen hätte gerne die Bakerstreet 221B in London besucht, aber dort kommen sie nicht hin. Das würde sie dann eben in ihrem Auslandsjahr machen, sagt sie.

Meter machen

Um Erfahrungen im Leben zu sammeln, muss man auch mal Meter machen. Meter in Form von Reisen, andere Orte besuchen, selber organisieren. Und manchmal auch alleine unterwegs sein. Das gilt sowohl für uns Erwachsene, als eben auch für Kinder. Beim Nachwuchs sind wir als Eltern ja gefordert, den Bewegungsradius stetig in einem passenden Maße zu erweitern. Eigene Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen. Wir haben das bei unserer Tochter, die bis vor 2 Jahren hier im Internet einfach nur Meter genannt wurde, natürlich auch gemacht.

Jetzt ist sie auf dem Weg als Teen zur jungen Frau zu werden. Es sind zwar noch ein paar Jahre, aber wir können es sehen und spüren. Sie wird erwachsen. In der Folge kommen da natürlich andere Wünsche und Erwartungen bei ihr, die wir dann, nun, aufnehmen und irgendwie bewerten müssen. Aber im Grunde ist da nicht viel für uns zu tun. Sie ist selber in Lage ihre Grenzen zu bewerten. Das konnte sie eigentlich schon immer. Ich erinnere mich da gerne an die Zeit, als sie Laufen lernte. In der Zeit sind Treppenstufe ja erst mal der Endgegner. Bevor sie versuchte eine Stufe herunter zu steigen, legte sie im Wohnzimmer Kissen auf den Boden. Dann stieg sie auf die Kissen und wieder herunter. Immer wieder. Wir haben uns damals gefragt, was sie da eigentlich macht. Später war uns klar: Sie hat Treppenstufen geübt.

Jetzt ist die nächste Stufe erreicht. Nach den langen Monaten ohne großartig Kontakte mit Gleichaltrigen, nach allen Einschränkungen der Pandemie, ist der Wunsch die Oma zu sehen gekommen. Das ist vollkommen verständlich. Eigentlich wäre es so, dass wir sie in eine Stadt fahren, in der sie dann von der Oma abgeholt wird. Aber sie mag keine lange Strecken mit dem Auto fahren, außer es lässt sich nicht vermeiden. Und sie nimmt das mit der Umwelt sehr ernst. Deswegen hat sie sich entschieden, die gesamte Strecke mit dem Zug zu bewältigen.

Das ist das erste Mal, dass sie eine so lange Strecke alleine zurücklegt. Sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückfahrt muss sie einmal umsteigen. Wir haben uns natürlich darüber unterhalten was passieren kann. Zugverspätungen und Ausfälle, andere Wagenreihung, anderes Gleis und was es sonst noch so geben kann. Macht ihr alles keine Angst. Sie sagt, sie kann ja die Leute von der Bahn fragen, sie kann anrufen und sich bei uns Rat holen. Alles in allem ist sie überzeugt, die Fahrt zu bewältigen. Das sind wir auch. Vorsorglich haben wir das Ticket für die erste Klasse gebucht. In ihrem Alter ist das preislich zu verschmerzen.

Am Montag geht es los. Und es wird ein Schatz an Erfahrungen gehoben. Für die Tochter und auch für uns. Und ich hoffe, ich behalte die Nerven… 🙂

Abgehängt

Jetzt ist es geschafft, liebe Bundesregierung, liebe Landesminister:Innen, liebe Kultusminister:Innen. Ihr habt mich abgehängt. Ich kann eurer Irrfahrt nicht mehr folgen. Das Gefühl der Unsicherheit ist nun einem inneren Vakuum gewichen. Leere, wenn ich eure Gesichter in den Medien sehe, Taubheit, wenn sich eure Münder bewegen. Es geht nicht mehr. Ihr habt es auf ganzer Linie versaut.

Während wir als Eltern hier zu Hause versuchen uns, unsere Familie und Freunde, bestmöglich zu schützen, in dem wir uns ganz klar an die RKI-Verhaltenshinweise halten, stecht ihr uns ein Messer in den Rücken. Alle paar Wochen immer und immer wieder. Gestern habt ihr das Messer noch ein paar Mal in der Wunde gedreht.

Es ist nicht so, dass ich euch nicht mehr ernst nehme, aber ich sehe euch ab sofort als Gefahr für die Gesellschaft, zumindest für den Teil der Gesellschaft, der wie wir diese Pandemie als Bedrohung versteht. Wir sind euch weitestgehend wehrlos ausgeliefert. Was mich umtreibt ist unter anderem die Frage, wie ihr da sitzen könnt, euch nur mit euch selbst beschäftigt und von uns verlangt, unsere Kinder der Pandemie auszusetzen. Seit Monaten macht ihr für die Kinder: Nichts.

Die Lehrer:Innen in diesem Land zeigen die Probleme seit Jahren auf, die Pandemie legt ihre morbiden Finger in die Wunde. Und anstatt diese Wunde dem Zugriff der Pandemie zu entziehen und sie ordentlich zu säubern und zu verbinden, duckt ihr euch weg, macht die Augen zu und schickt die Kinder wie Kanonenfutter an die Front.

Ihr verlangt es einfach von uns. Ihr besteht darauf ein System aufrecht zu erhalten, das schon ohne Pandemie nicht richtig funktioniert hat. Wir sollen unsere Kinder in kalten Klassenräumen, im gemischten Unterricht, zu dem sie mit vollen Bussen und Bahnen fahren müssen, mit gutem Gewissen sitzen lassen.

Ich möchte meine aktuellen Gefühle dazu so ausdrücken: Fickt euch! Ich spucke auf euch. Ihr seelenlosen, selbstverliebten Kotzbrocken.

Ihr habt mich abgehängt. Restlos.

Vorgaben der Landesregierung NRW

Der Text hier bezieht sich auf die von der Landesregierung NRW herausgegebenen Vorgaben für den Infektionsschutz an den Schulen. Ich habe da ein wenig drin gelesen und aus einer Wut heraus in die Tasten gegriffen. Sicherlich habe ich nicht allzu gut argumentiert, das ginge bestimmt besser, aber ich muss meine Wut loswerden. Ich kann die verzerrte Wahrnehmung nicht verstehen. Zumal wir im direkten Bekanntenkreis all das nachvollziehen können, was in den sozialen Medien von LuL, SuS und Eltern berichtet wird.

Die Überschriften entsprechen den Punkten/Absätzen aus den Vorgaben der Seite der Landesregierung und den in dem Video von Alexander Brockmeier angesprochenen Maßnahmen. Es sind natürlich nicht alle Punkte angesprochen. Das Bild wird auch so klar.

INFEKTIONSSCHUTZ, HYGIENE UND TESTUNGEN

Die Kinder haben also den kompletten Schulalltag einen MNS/MNB im Gesicht. Es gibt keine vereinbarten Pausen. Kinder in Öffis tragen diese noch länger. Wo ist die Prävention, die das durch gezielte Maßnahmen entzerrt, erträglicher macht? Ah, die Schulen haben es in der Hand, oder? Freue mich schon auf die ersten abgemahnten LuL, die sich erdreistet haben eine maskenfreie Zeit auf dem Schulhof abzuhalten. Warum sind die Pausenzeiten nicht versetzt, sodass Kinder wenigstens in der Pause ohne MNS/MNB sein können? Ist das so unfassbar schwer?

Testungen von Schülern? Finden nur sporadisch statt und oftmals auf Druck der Eltern. Die GA sind am Limit. Das funktioniert also schon mal nicht.

Durchlüftung

Es ist Herbst, bald Winter, es stürmt und wird kalt. Was ist bei Minustemperaturen das Konzept? Kälte = Schnupfennase. Damit dann hinter MNS/MNB? Sie kennen doch sicher die laufende Nase beim Spielen draußen im Winter, oder? Ist in der Klasse dann nicht anders. Und die ständigen Temperaturwechsel sind auch nicht förderlich für das Wohlbefinden. Wo ist das Konzept, um auch diese Zeitintervalle zu minimieren und die Schule angenehmer zu gestalten?

Vorerkrankungen

Die Eltern sollen entscheiden, ob das Kind in die Schule kann. Verstehe, es wird dann für ein Kind Distanzunterricht gemacht. Der aber erst durch die Ministerin erlaubt werden muss. Chancengleichheit? Was ist mit Leistungskursen? Ja, die Klausuren müssen natürlich geschrieben werden.

Vorerkrankungen bei Angehörigen

Der Schutz kann nur eng begrenzt gewährt werden. Wie wäre es mit einem Konzept, das sich diese Frage erst gar nicht stellt? Dann sind auch nicht immer nur einzelne Schüler betroffen, sondern alle haben das selbe niedrige Risiko einer Infektion.

Schnupfen

Laut RKI ist kann das ein Symptom sein. Laut LR soll das Kind 24h zu Hause beobachtet werden. Um dann was zu entscheiden? Die Eltern bestimmen dann, dass es nur ein Schnupfen ist? Dass das Kind wieder in die Schule kann? Mit Schnupfennase unter der MNS/MNB?

Distanzunterricht

Über die Einrichtung von Distanzunterricht entscheidet die Schulleitung.

Fragen wir mal z.B. die Schulleitung aus Solingen?

Versetzter Schulanfang

Sie reden von 07:30 – 08:30. Seit Jahren wissen wird, dass die Schule besser später als früher anfangen soll. Außerdem ist mir aktuell keine einzige Stadt bekannt, wo das umgesetzt wurde. Wie denn auch, wenn das alles nur 1-2 Wochen gültig ist.

Handlung im Verdachtsfall / Infektionsfall

Schön beschrieben, aber die Realität ist eine andere. Das Vorgehen ist nicht an die kritische Masse der GA gekoppelt und läuft einfach ins Bodenlose. Kurz: Es funktioniert nicht. Die Empfehlungen des RKI werden vollumfänglich NICHT umgesetzt. Dabei sind die einleuchtend und minimieren das Risiko einer Infektion für alle Beteiligten. Sie verfolgen schon was LuL gerade so äußern? Nein? Schade. Dann könnten Sie den Irrsinn erkennen, der da gerade passiert.

Anstelle von 1000 Bussen mehr und die Kinder noch früher in die Schule zu zwingen, sollten die Gruppen verkleinert und auf eine Art Schichtbetrieb umgestellt werden. Wenn es keine Infektionen in den Schulen gibt, muss auch erst gar nicht über Distanzunterricht geredet werden. Weiterhin muss man endlich einsehen, dass die Schule keine Verwahranstalt für Kinder ist, sondern ein Ort wo Wissen und Bildung fließen sollen. Keine durchgelüfteten kalten Nasen im Winter.
Das neu entdeckte Recht auf Bildung wird ohne einheitliches Konzept, welches entkoppelt vom Infektionsgeschehen bis zum Ende der Pandemie allgemein gültig ist, direkt nach dem Aussprechen mit Füßen getreten.

Alles in allem sind Vorgaben ein Flickenteppich, der den Schulen keinen geordneten Handlungsrahmen zur Prävention an die Hand gibt. Alles sind nur Abstellmaßnahmen, keine Präventionsmaßnahmen. Im Rahmen einer Risikobetrachtung würde das alles in sich zusammenfallen. Zumal es niemanden gibt, der das umsetzen kann. Die Maßnahmen, oder auch Vorgaben, werden auf einzelne Betroffene heruntergebrochen. Teilweise werden nicht einmal direkte Sitznachbarn informiert, getestet, in Quarantäne geschickt. Die Maßnahme funktionieren einfach nicht, weil die Schulen etwas vor die Füße geworfen bekommen haben, das sie nicht umsetzen können. Sie wurden schlicht alleine gelassen.

Da kann die Landesregierung noch so schöne Erklärbärvideos auf Instagram posten, noch so toll auf die Vorgaben verweisen. Das ist nur Makulatur. In meinem Berufsumfeld nennt man so etwas „Luftschlösser bauen“. Mehr ist es nicht. Nichts wirkt, alles soll nur glänzen. Und das ist, was mich so unfassbar wütend macht. Es geht um die Sicherheit unserer Kinder, die der Lehrer, in dessen Obhut wir sie geben.

Für uns ganz persönlich hat sich seit März folgendes geändert: Wir haben viele selbstgenähte MNS für die Tochter, sie war bereits mehrfach wegen Schnupfen zu Hause. Aus unserem Verantwortungsgefühl heraus haben wir sie immer mindestens 1 Woche, nicht 24h, zu Hause gelassen. Sie hat in dieser Zeit keine Unterlagen der Schule erhalten. Lehrer reagieren nicht auf E-Mails.

PS: Das tolle Bild von Frau Gebauer in der Schule wurde in einer Aula oder einem Musikraum aufgenommen. Und ist eine Beleidigung für uns Eltern, die wir genau wissen in welche Klassenräume unsere Kinder tatsächlich gehen. Das Bild ist eine bodenlose Frechheit und an Ignoranz nicht zu überbieten.

Bildung, aber sicher. Oder?

Liebe Leute, wir schreiben diesen Text an die Landesregierung. Ihr dürft ihn gerne kopieren, ergänzen oder verändern und auch an die Landesregierung schicken. Wir kennen aus dem Internet folgende E-Mailadressen, die sich als Empfänger eignen:

franziska.mueller-rech@landtag.nrw.de
kirstin.korte@landtag.nrw.de
jochen.ott@landtag.nrw.de
sigrid.beer@landtag.nrw.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

unter dem Hashtag #BildungAberSicher äußern sich zahllose Eltern, Schüler und Lehrer im Internet zu den Umständen und Missständen, die aktuell aufgrund der Pandemie an den Schulen herrschen. Wir, hier als Eltern auftretend, fühlen uns von der Landesregierung NRW im Allgemeinen, von der Kultusministerin Gebauer im Speziellen, nicht wahrgenommen.


Seit spätestens März wissen wir um die Gefährlichkeit von Covid-19, wir hatten eine kurze Zeit der Schulschließung, um die Zahlen zu senken. Zwischenzeitlich konnten wir alle in anderen Ländern beobachten, was passiert, wenn die Schulen zu früh wieder in den Regelbetrieb gehen. Siehe Israel als stärkstes Beispiel. Nach den Pfingstferien begann man vorsichtig in kleinen Gruppen zu unterrichten, hatte versetzte Anfangszeiten. Die Zahlen sanken weiter.


Nach den Sommerferien ab in den Regelbetrieb. Wir Eltern und sicherlich auch Lehrer, standen recht fassungslos da. Fragen nach einem Plan B wurden abgewiegelt, einfach nicht beantwortet. Forderungen nach kleinen Gruppen, versetzten Anfangszeiten, wie sie schon einmal hilfreich waren, blieben ungehört, wurden brüsk abgewiesen, oder sogar verboten.


Die Zahlen steigen. Frau Gebauer steht beharrlich zu ihrer immer noch bereits nachweislich falschen Strategie. Das RKI, die Bundesregierung und sämtliche ernstzunehmenden Fachleute, raten etwas anderes, als die Landespolitik umsetzt.

Wie kann das sein? Was ist das Ziel?
Derweil schicken wir Kinder in Quarantäne, mal Klassen, mal einzelne, mal mit unmittelbaren Sitznachbarn. Die Kurse in der Oberstufen z.B. laufen weiter, die Kinder in Quarantäne dürfen daran nicht teilnehmen, sollen ab er die Klausuren wie gewohnt mitschreiben. Sie propagieren Chancengleichheit. Wo ist die denn bei einem solchen Vorgehen?

Wir Eltern fordern im Namen unserer Kinder:
Setzen Sie endlich die Hinweise des RKI für einen gesicherten Schulunterricht für alle um. Niemand redet von ausschließlich Distanzunterricht, aber: kleine Gruppen mit versetzten Anfangszeiten, ohne vermischten Unterricht, das muss doch drin sein! Nehmen Sie den Stress von den Kindern. Nehmen Sie endlich das Kindeswohl ernst. Die Kinder sind keine Maschinen, die einfach so funktionieren. Machen Sie die Hinweise des RKI zu einem neuen Normal, weil die Pandemie und das Virus uns noch lange Zeit in Atem halten werden.

Mit noch freundlichen Grüßen
Die entsetzen Eltern