Prävention

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Es geht hier um sehr persönliche Dinge, um Entscheidungen, die ich getroffen habe und welche, die ich noch treffen werde. Unter dem Einfluss der Geschehnisse um uns herum, auch politisch, musste ich mir dringend über eine Strategie für die Zukunft klar werden. Dass es keine Exit-Strategie werden kann, war mir von Anfang an klar. Rückzug und Aufgeben hilft niemandem und Probleme werden nur verschoben, nicht gelöst.

Vor etwas mehr als drei Monaten bemerkte ich Veränderungen in meinem Denken. Zuerst nur oberflächlich, aber bald schon wirkten sich diese Veränderungen auf mein tägliches Leben aus. Ich verlor schnell die Konzentration, konnte Aufgaben nicht mehr beenden und die allgemeine Motivation etwas zu schaffen war einfach weg. Vermutlich hat mit einzig und allein der Umstand geholfen, dass ich noch in der Lage war das selbstständig zu merken. Die Menschen um mich herum haben das nicht mitbekommen. Für die funktionierte ich wie immer.

Ich zog die Reißleine. Mein Hausarzt war wenig überrascht, als ich mit dem Anliegen zu ihm kam, dass ich mit dem Kopf raus dem Alltag muss. Er kennt unsere Situation natürlich und weiß, was das für mich bedeutet. Ohne lange zu fackeln bekam ich einen Krankenschein. Den habe ich nun für drei Wochen in Anspruch genommen. Die Zeit nutzte ich, um mich auf der einen Seite komplett aus dem Berufsleben herauszunehmen, andererseits aber auch, um mir Gedanken zu machen. Was muss ich ändern, um nicht wieder in diesen Zustand zu kommen?

Vieles kann ich nicht ändern. Es gibt verschiedenste Themen, die hängen nicht von mir ab, betreffen aber mein Leben sehr direkt. Weil das überwiegend aus dem direkten Familienumfeld kommt, ist das in Ordnung. Damit kann ich leben. Ich musste nur meinen Kopf ein wenig kalibrieren und mit einem anderen Gefühl an die daraus resultierenden Aufgaben herangehen.

Ungleich härter trifft mich die Politik. In aller Welt sieht man die Faschisten aus ihren dunklen Höhlen kriechen und mittels Diskursverweigerung, Lügen und der Weigerung Fakten anzuerkennen, die Gesellschaft spalten. Über 1 Million Menschen gingen deshalb in Deutschland auf die Straße. Sie demonstrierten und demonstrieren immer noch für die Demokratie und die Freiheit für alle Menschen. Das Echo in den Medien und der Politik, nun, sagen wir es diplomatisch, tendenziell eher negativ. Dieser Umgang mit den klaren Forderungen der Gesellschaft, sind schon weit über den Status »Warnsignal« hinaus. Weiterhin sehen wir den vermutlich künftig amtierenden Kanzler in der BRD deutlich in die Fußstapfen der Anti-Demokraten treten. NGOs werden angegriffen, das Demonstrationsrecht mündlich abgestraft und weiterer sozialer Abbau befürwortet. Das Klima spielt offensichtlich keine Rolle mehr in den Allmachtsträumen der Unionspolitiker.

Bereits im letzten Jahr trat ich genau aus diesen Gründen in eine demokratische Partei ein. Ich wollte zumindest mit meinem Beitritt und meinem monatlichen Beitrag versuchen, die Demokratie auf diese Weise zu unterstützen. Das gab mir ein Gefühl der Teilhabe an der Politik. Das ist natürlich Unsinn, da ich im Grunde nichts politisch beigetragen habe, außer meinen Namen in ein Register einzutragen und monatlich Geld zu überweisen. In den vergangenen drei Wochen habe ich auch darüber nachgedacht. Wie kann man die Faschisten wirklich stellen? Wie kann man die Menschen erreichen und sie wieder zurück in die Gesellschaft bringen? Wie holen wir uns die Fähigkeit Kompromisse einzugehen als Ergebnis von Diskussionen zurück? Das und mehr ging mir durch den Kopf. Dabei war immer der Satz aus der Bundespolitik präsent, dass man die AfD (welche ich einfach als Nazipartei nennen werde) parlamentarisch stellen müsse. Wir alle wissen, dass das unmöglich ist und komplett nach hinten losgegangen ist.
Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass nur wir das als Gesellschaft schaffen können. Nicht die Nazis von Fakten überzeugen, sondern unsere Mitmenschen, mit denen wir im Ort zu tun haben, die wir kennen, die müssen wir wieder zurück in die Gemeinsamkeit holen. Das geht nur auf der persönlichen Ebene. Aber eben auch durch Parteiarbeit. Durch Informationen aus der demokratischen Politik. Durch ehrliches Interesse an Menschen.

Damit ich für mich selbst einen Weg finde und gleichzeitig der Gesellschaft einen Dienst erweisen kann, habe ich beschlossen, nicht nur ein Eintrag im Parteiregister zu sein. In den nächsten Monaten werde ich versuchen mich mehr einzubringen. Vielleicht Aufgaben zu übernehmen, die ich im Rahmen meiner Möglichkeiten leisten kann. Aber vor allem möchte ich noch informierter sein, um in Gesprächen nicht den Faden zu verlieren. Ich bin zu 100 % überzeugt, dass wir nur auf der persönlichen, menschlichen Ebene die Probleme lösen können. Mein Blick auf die aktuelle Bundespolitik bestärkt mich darin. Ich sehe dort keine tragfähigen Lösungen, geschweige denn überhaupt die Erkenntnis, dass es andere Probleme als Migration gibt. Es ist Graswurzelarbeit, wenn man so möchte. Wir DemokratInnen müssen jetzt unser Bestes geben, um dem Faschismus die Stirn zu bieten und nebenher die anderen, wichtigen Aufgaben und Projekte antreiben.

Nach drei Wochen aus dem Alltag gezogen, richte ich den Blick nach vorn und gehe es an. Wie viele andere vor mir. Danke dafür!

Ungewissheiten (5)

Ich oute mich heute als kapitalistischer Ausbeuter. Zumindest sind viele Menschen der Meinung, als VermieterInnen von Wohnraum ist man das per definitionem. Leider muss ich denen recht geben. Viele VermieterInnen sind genau das. Vor vielen Jahren haben wir das am eigenen Leib erleben dürfen. Durch einen mehr oder weniger glücklichen Umstand sind wir dann selbst zu VermieterInnen geworden.


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Optik

Ich kann mich gar nicht mehr so genau an das Jahr erinnern, in dem ich zum Optiker ging und meine Sehverhältnisse testen ließ. Ich weiß aber noch, was mir den Hinweis gab, das bitte endlich zu machen. Als ich durch eine Werkhalle ging, bemerkte ich, dass ich ein Warnschild nicht mehr richtig erkennen konnte. Das war exakt der Moment, in dem ich beschloss, umgehend den Optiker aufzusuchen.


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Verbindung

Spitze eines Bleistiftes.

Es ist nicht so, dass es mir an Wörtern mangelt, aber nur mit Wörtern lässt sich nicht viel anfangen. Man kann sie zusammensetzen, sie hintereinander aufreihen, sie nebeneinander stellen, sie durcheinander würfeln und versuchen sie in eine Struktur zu zwingen, leider ergeben sie dann nicht immer einen Sinn. Es bleiben dann nur Wörter.


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Tausend Jahre

Tausend Jahre würde ich dich lieben

und finge dann von vorne an.

Tausend Jahre würde ich dich lieben

und entdeckte neue Stunden.

Tausend Jahre würde ich dich lieben

und kein Tag in Stille wäre dabei.

Tausend Jahre würde ich dich liebend

und vor allem weil ich es könnte.

Tausend Jahre würde ich dich lieben

und leckte alle deine Wunden.

Tausend Jahre würde ich dich lieben

und wünschte dich immer wieder herbei.

Versuchung

Manchmal wird man in Versuchung geführt, etwas wider besseren Wissens zu tun. So erging es mir heute auch. Es handelte sich um eine Aufgabe in einem Projekt, die mein Vorgesetzter für nicht richtig deklarierte und demnach sowohl er als auch ich diese Aufgabe nicht wahrnehmen sollen. Da es wohl sehr eng ist in dem Projekt, erhielt ich einen Anruf von der Projektleitung und dem nächst höheren Manager. Ich erkannte schnell, dass sie an meine Gutmütigkeit appellieren wollten. Sie haben da aber etwas an mir nicht verstanden. Wenn ich fachlich ein Problem lösen kann, mache ich das auf jeden Fall. Egal was mir aufgetragen wurde. Bei politischen Ränkespielchen bin ich aber raus. Daran beteilige ich mich nicht. Das Gespräch war schnell zu Ende, nachdem ich meinen Standpunkt klar gemacht hatte. Keine Pointe, kein Plottwist.