Ungewissheiten (6)

Oft sitze ich am Morgen mit meinem Kaffee am Tisch, lausche den Geräuschen im Garten. Lausche dem Leben. Draußen wuselt gerade jetzt im Frühling alles euphorisch herum, strebt ins Leben und wächst ins Sonnenlicht. Ich sitze hier, schaue in meinen Kaffee, höre all das, weiß all das, und weine leise in mich hinein.

Ich weine in der Frühe, dann bin ich alleine und kann ein wenig meiner Traurigkeit den notwendigen Raum geben. Dass diese Tage kommen werden, habe ich gewusst. Sie treffen mich trotzdem mit voller Wucht. Irgendwie ist es in Ordnung, weil etwas in mir weiß, dass das dazugehört. Ich habe es dir versprochen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Wir haben jetzt die schlechten Zeiten. Das passiert, das Leben ist nicht planbar. Körper machen Dinge, die sich nicht verhindern lassen. Ich sehe dein blasses Gesicht und was die Behandlung mit dir macht. Wie deine Energie verbraucht wird, wie du haderst, wie du traurig bist und endlich wieder leben möchtest. Es zerreißt mich, uns.

Deswegen weine ich in aller Frühe, damit ich am Tage mit dir lachen kann, für dich lachen kann. Ich sehe deine Augen so gerne leuchten und das Gesicht mit dieser fröhlichen Farbe überzogen. Wenn diese bleierne Schwere deinen Leichtmut nur nicht einfach unter sich begraben hätte.

Wir wissen nicht, was noch kommt. Natürlich, der Verlauf ist gut und die Hoffnung ungebrochen. Doch bleibt der fahle Geschmack der Ungewissheit erhalten, weil wir nun eine Ahnung bekommen haben, was kommen kann. Lass uns einfach weiter gemeinsam lachen und laut sein, denn Menschen brechen leise und einsam.

Ich liebe dich.

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