Optik

Ich kann mich gar nicht mehr so genau an das Jahr erinnern, in dem ich zum Optiker ging und meine Sehverhältnisse testen ließ. Ich weiß aber noch, was mir den Hinweis gab, das bitte endlich zu machen. Als ich durch eine Werkhalle ging, bemerkte ich, dass ich ein Warnschild nicht mehr richtig erkennen konnte. Das war exakt der Moment, in dem ich beschloss, umgehend den Optiker aufzusuchen.

Jetzt ist mir meine Brille vor einigen Tagen durchgebrochen. Rettungsversuche zwecklos. Deswegen habe ich heute einen Termin beim Optiker. Nette Begebenheit am Rande: Die konnte sich dort sogar noch an mich erinnern. Es wird nun aber auch dringend. Ohne Brille sollte ich keinesfalls mit dem Auto fahren. Das würde aktuell ohne Brille dazu führen, dass ich nur an sonnigen Tagen das Auto nehmen könnte. Die Sonnenbrille ist mit Sehstärke. Zum Glück fahre ich aber kaum noch Auto, genauer gesagt muss kaum fahren.

Es ist mittlerweile nicht mehr zu ignorieren, dass meine Augen nicht mehr ohne Brille können. Ok, ich sehe alles auf dem Monitor, weil dieser weiter weg ist. Das wird auf Dauer aber anstrengend. Im Grunde ist alles anstrengend. Die Wahrnehmung ist schon etwas beeinträchtigt. Was mich aber am meisten stört, ist, dass ich am Abend kaum noch vernünftig in mein Buch schreiben kann. Ich kann den Kopf nicht so weit vom Papier entfernen, als dass ich gut meine eigene Schrift sehen könnte.

Dabei muss ich immer an meinen Opa denken. Der konnte, bedingt durch eine damals irreparable Netzhautablösung, immer schlechter sehen, bis er vollkommen erblindete. Ich sehe ihn noch vor mir, mit einer großen Leselupe über die Zeitung gebeugt. Bei ihm dauerte alles länger. Aber selbst als er nichts mehr sehen konnte, hat er die Wasserkiste vom Auto in den Keller getragen. Dazwischen lagen 25 Meter Weg, erst vier kleine Stufen, dann die Treppe in den Keller. Vor dieser Leistung hatte und habe ich riesigen Respekt. Er hat ohne Augenlicht noch mehr gemacht. Eine Kreissäge selbst gebaut, damit er seine Vogelhäuser, die immer die Form von Schlössern oder Windmühlen hatten, bauen konnte.

Diese Erfahrungen haben, bei allem Positiven, was in ihnen steckt, aber trotzdem zur Folge, dass eine meiner größten Ängste ist, mein Augenlicht zu verlieren.

Ein Gedanke zu “Optik

  1. @westsideblogger Seltsam – ich kann bei dir nicht kommentieren, obwohl ich bei Wp angemeldet bin. Anmelden geht auch nicht. Aber ich lese trotzdem weiter.Was ich zum letzten Teil des Textes sagen wollte: das mit dem Augenlicht kann ich total verstehen – wann immer ich beschließe, eigentlich meinen Augen Pause gewähren zu wollen, frage ich mich, was ich dann tun soll …

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