Bildung, aber sicher. Oder?

Liebe Leute, wir schreiben diesen Text an die Landesregierung. Ihr dürft ihn gerne kopieren, ergänzen oder verändern und auch an die Landesregierung schicken. Wir kennen aus dem Internet folgende E-Mailadressen, die sich als Empfänger eignen:

franziska.mueller-rech@landtag.nrw.de
kirstin.korte@landtag.nrw.de
jochen.ott@landtag.nrw.de
sigrid.beer@landtag.nrw.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

unter dem Hashtag #BildungAberSicher äußern sich zahllose Eltern, Schüler und Lehrer im Internet zu den Umständen und Missständen, die aktuell aufgrund der Pandemie an den Schulen herrschen. Wir, hier als Eltern auftretend, fühlen uns von der Landesregierung NRW im Allgemeinen, von der Kultusministerin Gebauer im Speziellen, nicht wahrgenommen.


Seit spätestens März wissen wir um die Gefährlichkeit von Covid-19, wir hatten eine kurze Zeit der Schulschließung, um die Zahlen zu senken. Zwischenzeitlich konnten wir alle in anderen Ländern beobachten, was passiert, wenn die Schulen zu früh wieder in den Regelbetrieb gehen. Siehe Israel als stärkstes Beispiel. Nach den Pfingstferien begann man vorsichtig in kleinen Gruppen zu unterrichten, hatte versetzte Anfangszeiten. Die Zahlen sanken weiter.


Nach den Sommerferien ab in den Regelbetrieb. Wir Eltern und sicherlich auch Lehrer, standen recht fassungslos da. Fragen nach einem Plan B wurden abgewiegelt, einfach nicht beantwortet. Forderungen nach kleinen Gruppen, versetzten Anfangszeiten, wie sie schon einmal hilfreich waren, blieben ungehört, wurden brüsk abgewiesen, oder sogar verboten.


Die Zahlen steigen. Frau Gebauer steht beharrlich zu ihrer immer noch bereits nachweislich falschen Strategie. Das RKI, die Bundesregierung und sämtliche ernstzunehmenden Fachleute, raten etwas anderes, als die Landespolitik umsetzt.

Wie kann das sein? Was ist das Ziel?
Derweil schicken wir Kinder in Quarantäne, mal Klassen, mal einzelne, mal mit unmittelbaren Sitznachbarn. Die Kurse in der Oberstufen z.B. laufen weiter, die Kinder in Quarantäne dürfen daran nicht teilnehmen, sollen ab er die Klausuren wie gewohnt mitschreiben. Sie propagieren Chancengleichheit. Wo ist die denn bei einem solchen Vorgehen?

Wir Eltern fordern im Namen unserer Kinder:
Setzen Sie endlich die Hinweise des RKI für einen gesicherten Schulunterricht für alle um. Niemand redet von ausschließlich Distanzunterricht, aber: kleine Gruppen mit versetzten Anfangszeiten, ohne vermischten Unterricht, das muss doch drin sein! Nehmen Sie den Stress von den Kindern. Nehmen Sie endlich das Kindeswohl ernst. Die Kinder sind keine Maschinen, die einfach so funktionieren. Machen Sie die Hinweise des RKI zu einem neuen Normal, weil die Pandemie und das Virus uns noch lange Zeit in Atem halten werden.

Mit noch freundlichen Grüßen
Die entsetzen Eltern

Lebendig begraben

Die Welle rollt. Wir werden irgendwohin gespült, ohne dass wir großen Einfluss nehmen könnten. Vielleicht wachen wir an einem Strand auf, vielleicht auch nicht.

Gestern erst sagte man mir, man könne ja nicht mit dem Leben aufhören. Nein, natürlich nicht, aber ich fange auch nicht aus Eigensinn mit dem Sterben an. Ja, es ist schwer, ja es ist belastend, ja. Immer alles ja (außer Verschwörungstheorien).

Ich betrachte recht nüchtern meine Verantwortung und die ist, meine Familie gesund durch diese Zeit zu bringen. Dazu gehört sicherlich ein gewisser Verzicht.

Auf was verzichten wir aktuell? Wir hier lediglich auf die Treffen mit einem Teil der Familie und ggf. auf den Besuch eines Restaurants.

Freunde kommen, oder wir gehen hin. Aber immer in Abstimmung mit den Umständen der Familien. Wir sagen uns Gegenseitig was wo wie der Status ist. Wenn wir ein mulmiges Gefühl haben, verschieben wir einvernehmlich auf ein anderes Datum. Wir nehmen an den Leben unsere Freunde teil, sodass jeder Bescheid weiß und die Situation einschätzen kann.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf. Ich weigere mich aber Menschen zu treffen, die ich sonst auch nur einmal im Jahr sehe. Dieses Risiko kann ich guten Gewissens ausschließen. Zumal ich doch nicht weiß, wen und was und wo die sich sonst aufhalten. Eventuell sind am Ende noch Aluhüte dabei. Kandidaten hätte ich da welche.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf, wir treffen Vorkehrungen und schützen uns und andere bestmöglich. Ich verstehe nicht, was daran nicht zu begreifen ist.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf, weil wir nicht mehr regelmäßig zum Einkaufen gehen. Unsere Geschäftsbesuche seit Februar können wir vermutlich an zehn Fingern abzählen. Wir haben bisher recht gut aus dem Garten, mit Picnic und Flaschenpost überlebt.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf, weil wir versuchen an der Schule Einfluss zu nehmen und die Hygienekonzepte hinterfragen. Man hätte insgesamt schon vorher viel mehr hinterfragen müssen, dann wäre ggf. die Problematik der Schule, sich auf aktuelle Ereignisse einzustellen, schon viel früher aufgefallen. Jetzt stehen wir da und fragen uns ernsthaft, wie wir das Kind gesund über den Winter kriegen.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf. Zu keiner Zeit. Wir passen uns nur an und machen, was nötig ist. Wir hören was die Virologen sagen, was die Politiker sagen, was das RKI meldet und maßen uns an, dazu eine Meinung bilden zu können und abzuleiten, was wir selber uns und anderen zutrauen können. Grundgedanke ist immer der Schutz aller Beteiligten. Wenn es nur um uns ginge, würden wir uns ja so verhalten wie der unbelehrbare Teil der Bevölkerung.

Lebendig begraben sind die, die sich nicht anpassen können, die nur sich sehen, nur sich am wichtigsten halten, weil ihre Welt sich nur um sie dreht. Ihr seid die Toten, die zu Lebzeiten schon im eigenen Grab hin und her eilen, zu den Takten des Programms*. Graue Leute, die dafür protestieren, niemals etwas zu ändern, unfähig zu abstrahieren. Ihr trefft euch mit weiteren grauen Leuten, um die Wahrheit, die es nicht gibt, in eurer Echokammer immer und immer wieder zu wiederholen. Eure Echokammer ist das Grab, in dem ihr lebendig hin und her eilt und der Rest der Welt euch schon längst überholt hat.

Am Ende sind wir es, die auf der Welle geritten sind, die Verluste erleiden mussten und konnten. Wir warten nicht auf euch, wir gehen weiter mit dem Leben in Liebe.

*Danke an die Band Dackelblut für dieses Album mit diesem Titel 🙂