In der letzten Nacht las ich ein Buch in einem Rutsch durch. Es war nicht besonders lang, ca. 180 Seiten, teilweise nicht ganz beschrieben. Trotzdem eine Distanz, die ich in den vergangenen Monaten nicht geschafft hatte. Meistens war nach spätestens 20 Seiten schon Schluss. Nach gestern glaube ich die Gründe dafür zu kennen.
Vor etwas mehr als 6 Monaten kaufte ich mir, nach langer Verweigerungsphase, einen E-Reader. Das vollgestopfte Bücherregal und die immer dicker werdenden Taschen auf Reisen, rangen mir den Kauf ab. Und ja, ich war verwundert bis begeistert, wie dieses kleine Ding angenehm zu lesen war. In der Nacht brauchte ich kein extra Leselicht, es lagen nicht mehr diverse Bücher auf dem Nachtschrank.
Doch dann fingen die Dinge an sich zu verändern. In den digitalen Werken fanden sich zu Haufe Fehler. Teilweise hatte ich das Gefühl, die Texte seien vor dem Korrekturlesen bereits veräußert worden. Fehler in Büchern ärgern mich ungemein. Aus Büchern lerne ich Wörter die meinen Wortschatz erweitern. Wenn diese dann falsch geschrieben sind, ist das umso ärgerlicher.Auch fing ich an diverse Bücher parallel zu lesen. Einfach weil es ging. Die Aufmerksamkeitsspanne sackte rapide ab.
Gestern aber nahm ich ein echtes Buch aus Papier mit Hardcover-Einband in die Hand. Es war nicht aus einer anderen Sprache übersetzt und glänzte im Rhythmus der Erzählkunst des Autors. Es roch druckfrisch und knisterte leise beim Umblättern, während sich die Buchstaben im satten Schwarz auf den chamoisfarbenen Seiten präsentierten. Die eigene Welt wurde in die Zeilen gesogen, aufgenommen, als wenn die Nacht und ich ein Teil all dessen gewesen wären.
Und kein Warnhinweis erinnerte an den bald erschöpften Akku.