Fußhupe, so nennen wir seit vorgestern Nacht unsere Gasthündin. Die befreundete Familie ist in Frankreich, wir haben dieses winzige, nervöse und nervtötende Hundetier für die Woche zur Pflege übernommen. Eigentlich sollte Ella im Wohnzimmer in ihrem Körbchen schlafen. Aber wie es nun einmal mit Tieren so ist, haben sie wenig Verständnis für unsere Belange. In der besagten Nacht also, stand die Pflegemutter auf und trat prompt auf den neben dem Bett schlafenden Hund. Die Fußhupe machte ihrem Namen aller Ehren.
So klein Ella auch ist, so viel Durcheinander bringt sie in das Haus. Die Kater, eigentlich Hunde gewöhnt, machen einen großen Bogen um das Wohnzimmer. Sie kommen nur noch zu den Fütterungszeiten in die Diele und warten dort auf uns. Ricardo, von Natur aus ein schüchterner Kater, ist jetzt noch zusätzlich ängstlich. Mich nervt das, den Kater auch.
Die Hühner sind auch nicht entzückt, weil sie im Garten kläffend hinter ihnen herläuft. Erst mit knackigen, lauten Ansagen hört sie auf. Auch das ist nervig. Aber jetzt ist sie halt da, die Fußhupe. Wir müssen das Beste daraus machen. Es ist nur die eine Woche und die werden die Kater, die Hühner und ich überleben.
Vor etwas mehr als 2 Jahren zogen drei Hühner in unseren Garten. Es ist viel passiert in der Zwischenzeit. Von unseren ersten naiven Versuchen, die Hühner einzuzäunen, damit sie nicht ganzen Garten um wühlen, bis hin zu den Fangaktionen, wenn eine der jungen Hennen es doch zu den Nachbarn geschafft hat. Außer den äußerst nützlichen und leckeren Eiern, haben wir die Hühner als tägliche Begleiter kennengelernt. Sie lernen schnell, sind zutraulich (oder nur verfressen) und können in einem begrenzten Rahmen mit uns kommunizieren.
Da wir die Hühner im Alter keinesfalls schlachten werden, aber auf die Eier nicht verzichten wollen, wenn die Damen keine mehr legen, haben wir und entschieden, einen größeren Stall aufzubauen. Das ist letzte Woche passiert und gestern sind zwei neue Hühner der Rasse Sperber eingezogen. Das allerdings war von Anfang an ein recht explosives Unterfangen, da es zu filmreifen Szenen kam.
Der neue Stall ist etwas anders als der vorherige. Der erste Stall ist mit einem kleinen Auslauf, aus dem Hühner nicht heraus können. Die FamS war nun aber der Meinung, die neuen Hühner kommen direkt in den neuen Stall, dann lässt sie den Deckel auf und legt ein Netz darüber, damit sie Tageslich bekommen. Das hat nicht ganz so gut geklappt.
Ein Huhn konnte sich trotz Netz ins Freie kämpfen und rannte sogleich quer durch den Garten. Hühner sind verdammt schnell und du hast im Grunde keine Chance sie einzuholen. Frau Sperber also hetzte die 50 Meter zum Zaun und sprang aus vollem Lauf darüber, zu den Nachbarn. Hinterher die FamS und die Tochter, die natürlich nicht über den Zaun springen konnten, sondern den Umweg nehmen mussten. Ich stand lachend auf der Terrasse und konnte mich leider nicht mehr einkriegen.
Es dauerte 10 Minuten, bis sie das Huhn wieder eingefangen hatten. Zu unserem Glück rannte es in die Einfahrt der Nachbarn, die nach 20 Metern in einer Sackgasse mit Mauer und Garage endet. Das Huhn war also wieder wohlbehütet im Stall. Dann kam die kleine Tochter unserer Freunde und wollte sich die Hühner anschauen. Unbeobachtet öffnete sie die Klappe zu den Nestern und zack, das nächste Huhn rannte durch de Garten. Die Aktion wurde dann aber mittels eines leeren Kartons und eines beherzten Wurfes der FamS recht schnell abgebrochen.
Jetzt stelle sich heraus, dass die älteren Gartenbewohner, die ersten drei Hennen, nicht amüsiert über den neuen Zuzug waren. Sie wollten nicht mehr ihn ihren Stall. Was also tun? Wir haben die zwei neuen Hühner dann in den alten Stall gesetzt, der mit dem integrierten Auslauf. Da hätten sie von Anfang an auch besser hingehört.
Was dann aber trotz Umzug der Neuen passierte, konnten wir kaum glauben. Die drei Damen scharrten vollkommen apathisch durch den Garten um ihren Stall herum. Sie trauten sich nicht in die Nähe des jetzt leeren Stalls. Sogar vor uns nahmen sie Reißaus und auch mit Futter ließen sie sich nicht überzeugen. Also mussten wir warten und beobachten, wo sie sich im Garten zur Nachtruhe niederließen. Als sie dann schliefen, pflückten wir sie eine nach der anderen aus ihrem Versteck und setzten sie in den Stall.
Das war schon ein sehr aufregender Tag mit den Hühnern. Heute morgen ging es dann weiter. Die zwei Neuen saßen in ihrem Auslaufgehege, während eines der älteren Hühner davor saß und stundenlang gackerte. Vielleicht hat sie ihnen etwas über den Garten erzählt, vielleicht hat sie ihnen Angst gemacht, geantwortet haben sie jedenfalls nicht.
Jetzt sind wir gespannt, wie sich alles entwickelt, ob die Hühner sich vertragen und bald gemeinsam durch den Garten scharren.
Vor etwas mehr als einem Jahr schmiedeten wir den Plan, nach den Bienen auch Hühner zu halten. Hühner, so lasen wir, sind im Grunde sehr einfach zu halten. Ein befreundeter Züchter gab hier und dort auch noch ein paar praktische Tipps. Dann fühlten wir uns bereit und fingen ganz naiv an.
Zuerst beschafften wir uns einen Stall Wir wollten drei Hühner. Der Stall ist für bis zu sechs ausgelegt, was ich allerdings angesichts der Platzverhältnisse für nicht machbar halte. Weiterhin wurde ein mobiler Zaun gekauft. Ich glaube, der hat ca. 80 Meter, bin ich mir heute aber nicht mehr 100% sicher. Der Zaun kam in einem großen Radius um den Stall und sollte das scharrende Vieh im Auslauf begrenzen.
Auf einer Hühnerfarm bei Duisburg kauften wir dann drei Hühner. Ein Leghorn und zwei Sussex. Das Leghorn, so sagte der Züchter uns, sei in der Regel aktiver und frecher als die beiden Sussex. Sussex gelten als Anfängerhühner. Auch legt das Leghorn im Schnitt mehr Eier im Jahr. Tatsächlich legt es wirklich mehr Eier. Aufgrund seiner ständigen Aufgeregtheit nennen wir es das „ADHS-Huhn“.
Am Tag 1 waren wir aufgeregter als die Hühner. Die hatten sich nach ca. 2h an ihre neue Heimat gewöhnt und guckten sich alles in Ruhe an. Nach 2 Tagen flatterte das Leghorn das erste Mal über den Zaun. Nach 4 Tagen fanden die anderen beiden heraus, wie man aus dem Gehege ausbrechen konnte. Ich schaute meine Frau an und sagte: „Es wird so kommen, dass du deine Beete abdecken wirst und der Zaun verschwindet.“ Sie lachte. Noch.
Nach 14 Tagen gab sie auf und schaffte den Zaun ab. Es war immens mühselig ständig die Flüchtlinge einzufangen. Seitdem laufen die drei Damen glücklich und frei durch den kompletten Garten. Bei knapp 1800qm haben sie da auch was zu gucken. Am liebsten sind sie in den Gebüschen unter den Bäumen.
Der Plan, ein gezieltes Gehege zu schaffen, ging fürchterlich schief. Die Hühner kommen überall hin, sie folgen uns und sie sind zutraulich. Wenn wir den Arm hinhalten, springen sie wie auf eine Stange darauf. Manchmal will auch eins auf den Schoß, wenn wir gerade auf der Terrasse sitzen. Außer das ADHS-Huhn, das ist ein richtiger Angsthase. Dafür springt es wagemutig von der Terrasse nach unten und flattert dabei wild. (Wir wohnen Hochparterre.)
Es ist spaßig mit ihnen und keiner hier will Hühner missen. Vor allem weil wir seitdem kein einziges Ei mehr gekauft haben. Mittlerweile meiden wir auch Eier in z.B. Restaurants oder beim Frühstück im Hotel. Da sind wir jetzt sehr verwöhnt. Der Plan mit den eigenen Eiern ist damit voll aufgegangen.
Scharren, picken, scharren, picken… So geht es den ganzen Tag da draußen, seit dem wir die drei Hühner angeschafft haben. Und das war sicher nicht die schlechteste Idee, die wir hatten. Sie sind im Grunde sehr pflegeleicht. Natürlich muss man den Stall säubern. Das machen wir täglich. Ist dann auch keine Arbeit. Altes Stroh raus, Hühnerkacke die nicht im Stroh liegt abkratzen, neues Stroh rein.
Im Sommer haben wir auf die Schublade unter den Stangen Zeitung gelegt. Aber im Winter ist so ein Haufen Stroh sicherlich bequemer und wärmer. Je nach Temperatur legen sich die Drei aneinander gekuschelt in das Stroh. Bis die Sonne aufgeht, dann wird es laut im Stall. Sie wissen ganz genau wie man sich verständlich macht. Einer von uns steht dann auf, öffnet die Stalltür und füllt Futter nach.
Dann geht so weiter: Heidi, das ist eines der Sussex-Hühner, rennt in das neu auserkorene Nest und legt ein Ei. Die anderen laufen derweil umher und suchen die feuchte Wiese nach weiteren Leckereien ab. Danach geht dann entweder Colette oder Rosalie in das selbe Nest und legt ein Ei. Rosalie ist ein Leghorn. Laut Züchter legt diese Rasse mehr Eier als die beiden Sussex. Das können wir so bestätigen. Sie ist früher angefangen und legt im Schnitt einfach mehr Eier. Die beiden Sussex machen schon mal Pause.
Lustig ist es, wenn die drei Damen sich ein neues Nest suchen. Wir haben dafür auch knapp 2000 Quadratmeter zur Verfügung… Vieles davon ist mit Gebüschen und Bäumen bewachsen. Im Unterholz nach Eiern zu suchen, ist wie mehrfach im Jahr Ostern zu haben. Manchmal finden wir tagelang keine Eier, aber dann plötzlich eine Stelle mit 12 oder mehr Eiern. Das kommt in der Form zum Glück selten vor.
Es ist aber schon so, dass wir die Eier nicht alleine verbrauchen können. Der ältere Herr von gegenüber kommt ganz oft an den Zaun, ruft die Hühner und schmeißt etwas für sie rüber. Der kriegt regelmäßig das eine oder andere Ei für sich und seine Frau. Er hatte in jungen Jahren selber 150 Hühner auf seinem Hof. Er kann auch gute Tips aus seiner Erfahrung geben.
Die Hühner rennen den ganzen Tag frei umher. Dabei sind natürlich auch ein paar der Kräuter dem unstillbaren Hunger zum Opfer gefallen. Basilikum ist wohl nicht nur gesund, sondern auch beliebt. Im Sommer findet eine halbe Melone regen Anklang und auch Paprika werden nicht verachtet. Letztens habe ich festgestellt, dass getrocknete Datteln großartig sind.