Die Linie

Manchmal ist das Leben ein langer ruhiger Fluß, der ohne besondere Vorkommnisse dahin fließt, sich durch die Zeit schlängelt und keine Felsen ihn im seinem Bett durcheinander wirbeln. Wir baden im Leben und genießen es, obgleich natürlich nicht alles immer nur seicht stromabwärts treibt.

Leichte Erschütterungen zeichnen lediglich kleine Wellen auf die ruhige Oberfläche eines Lebens. Doch wenn der Meteor einschlägt, alles auseinander reißt, dessen du dir sicher warst, dann sind es keine kleine Wellenmuster mehr. Du kannst das Knacken in deinem eigenen kleinen Universum regelrecht hören, du spürst es sogar. Alles ist anders, alles steht in Frage und am Horizont siehst du diese Linie auf dich zukommen.

Aus dem trägen Fluß ist nun ein reißender Strom geworden und dieser trägt dein Leben, deine Existenz auf diese eine Linie zu. Du weißt, wenn du über diese Linie trittst kannst du vielleicht den Meteor vergessen. Und alles andere auch. Sie ist der schwarze Abgrund, der Heilung verspricht und Verdammnis bringt.

Diese Linie wird ab jetzt bei dir sein. Wann immer du zauderst und zweifelst fängt sie an dir Mut zuzusprechen, doch endlich diesen einen Schritt noch zu setzen. „Einer, nur einer, kleiner Mensch und ich mache alles wieder gut für dich.“, wispert sie dann schlangengleich in deinen Verstand. Trotz aller Stärke wirst du zerrissen und es treibt dir die Tränen in die Augen. Lieber ein Leben lang Tränen vergießen als diesen einen Schritt zu tun.