Ungewissheiten (1)

Wir entstehen als Leben aus Samen- und Eizellen. Sobald wir geboren wurden und selbstständig atmen, sind wir in einem Zustand angekommen, der gemeinhin als »das Leben« bezeichnet wird. Das ist jetzt zwar dünnes Eis und dahin möchte ich eigentlich nicht, aber es muss der Vollständigkeit halber doch gesagt werden: Das biologische Leben passiert schon viel früher.

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Kurzer Aussetzer

Wenn ich jetzt mehr darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, was mich dazu getrieben hat, wie mir dieser unsinnige Gedanke hatte kommen können. Ich vermute ja stark, dass ich derartig tief eingebunden war, dass mein Kopf irgendwie eine Fehlschaltung hatte.

Vor zwei Tagen hatte ich einen harten Arbeitstag. Gegen Ende wollte ich nochmal im Intranet des Unternehmens etwas nachschauen. Dabei stolperte ich über ein Lesezeichen, das ich mir vor Jahren wohl wider besseren Wissens abgelegt hatte. BYOD – Bring your own device. Das ist eine Möglichkeit seine eigenen mobilen Geräte mit in das Firmennetzwerk einzubinden. Man hat dann Zugriff auf Kalender, Mails und Sharepoint, sprich, alles was mit dem MS Office 365 zu tun hat.

Wie bereits gesagt, ich habe immer noch keine Ahnung was mich trieb, aber ich installierte nach kurzem Blick in die Anleitung das entsprechende Profil auf meinem iPad. Zugegeben, es ist sehr einfach und schnell gemacht. Das kenne ich auch anders. Danach installierte ich aus dem Firmen-Appstore die entsprechenden Office Programme und fand das auf eine sehr eigentümliche Weise gut. Ab sofort hatte ich dauerhaft Zugriff auf meine Mails und Termine.

Ich könnte langatmig ausschmücken, wie mich jedes Entsperren des iPads runter zog, weil ich einfach nicht aus dem Arbeitsmodus entkommen konnte. Dabei habe ich genau das vor Jahren in mühseliger Anstrengung für mich gelernt und beibehalten. Aber jetzt sprangen mich immer direkt die Mailbenachrichtigungen an. Wenn in Deutschland niemand mehr im Büro ist, sitzen die Kolleg:Innen rund um den Globus in ihren Zeitzonen vor den Rechnern und versenden Mails, Termine und Dokumente.

Es hat nur ein paar Stunden gedauert bis mir klar war, dass ich das umgehend beenden muss. Selbst im Bett liegend wusste ich nach einem Blick auf das iPad, welche Mails ich morgen lesen und beantworten musste. Das ist kein Zustand. Am nächsten Morgen deinstallierte ich sofort und ohne innerlichen Einspruch das Firmenzertifikat und alle damit verbundenen Programme.

Seitdem frage ich mich ernsthaft, wer so etwas wirklich macht und auch genauso möchte. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Damit ist diese viel beschworene Work-Life-Balance vollkommen kaputt. Es gibt sie einfach nicht mehr. Vielleicht ist das etwas für Selbstständige, die komplett selber für sich verantwortlich sind und immer alle Informationen haben und verarbeiten müssen. Für mich als abhängig Angestellter eines größeren Unternehmens muss das ganz sicher nicht sein. Niemals und ganz und gar nicht.

Detox

Kalender, 2020 mit Bleistift

Detox ist für mich ein Modebegriff, der zu verschiedenen Themen eingesetzt wird. Einmal ist damit die körperliche Engiftung gemeint, bei der es z.B. um Alkoholverzicht geht, oder eine besondere Art der Ernährung. Aber auch der Begriff „Digital-Detox“ meint eine Art Entgiftung, auch wenn es eigentlich um Verschlankung, Veränderung von Verhalten und Nutzung hinsichtlich digitaler Inhalte oder Programme geht.

Ich mache das auch immer wieder gerne. Wenn einen der Beruf und auch die privaten Interessen mit digitalen Dingen verbinden, fällt es oftmals nicht auf, wie verheddert man bereits ist in Apps, Diensten, Abos oder auch nur bestimmten Routinen, die sich angesammelt haben. Allerdings ist das kein Detox in dem Sinne, dass ich mir selber eine Auszeit vom Internet verschreibe. Das wäre in meinen Augen auch Unsinn. Die Welt funktioniert so nicht mehr.

Was ich mache, ist meinen Umgang mit bestimmten Dingen zu betrachten, zu bewerten und dann entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Zum Beispiel habe ich alle Abos für Apps auf dem Smartphone gekündigt, bis auf exakt zwei, die ich wirklich regelmäßig einsetze.

Ich gehöre dummerweise zu denjenigen Nutzern, die erstmal alles ausprobieren müssen, schnell begeistert sind und dann enttäuscht die App löschen, den Dienst nicht mehr benutzen. Manchmal stellen sich die konkreten Nachteile bestimmter Anwendungen auch erst wesentlich später heraus. Selbst ich, der ich mich beruflich viel mit Datenmigration und Anpassbarkeit auseinandersetze, falle immer wieder auf Versprechen der Hersteller herein. Das ist wohl eine Art private Resistenz bei mir.

Deswegen mache ich einmal im Jahr (bei Bedarf auch öfter) eine Bestandsaufnahme. Über die letzten 4 Jahre habe ich gemerkt, dass es immer weniger wird. Das war auch mein erhoffter Effekt. In diesem Jahr möchte ich aber einen Schritt weitergehen.

Bisher habe ich meine Daten (Kalender, Erinnerungen, Adressbuch, Bilder, Anwendungsdaten) über die Cloud mit meinen Geräten synchronisiert. Das möchte ich nun nicht mehr. Im Grunde brauche ich die Daten nur und ausschließlich auf dem Smartphone. Und dort sollen die Daten nun auch bleiben. Es handelt sich hierbei ja um meine privaten Daten, beruflich sieht das anders aus und wird so oder so durch das Unternehmen vorgegeben.

Geblieben sind aktuell als Anwendungen auf dem Smartphone Scanbot Pro und Evernote Premium. Damit scanne ich alle Unterlagen die mit der Post hier hereinflattern. In Evernote lege ich sie ab. Ich möchte keine Papierordner mehr. Ja, Evernote ist böse. Aber praktisch. Ich mache hier bewusst die Augen zu. Ich arbeite aber auch an einer Veränderung diesbezüglich.

Nachtrag: Dass das hier jetzt am Jahresanfang kommt, ist reiner Zufall und keine Geschichte von Vorsätzen oder so.