Auferlegte Pflichten

Vermutlich liegt es am Alter und dem Zustand der Welt im Allgemeinen, dass mich Gedanken überkommen, die ich allerhöchstens in einem sehr jungen Gehirn verorten würde. Ich meine damit ein Gehirn aus einem pubertierenden Körper. Ein frischer, junger Verstand, der sich fragt, warum er dies und das machen muss; das Verständnis für die Welt suchend und dabei Konventionen brechend.

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Leinen los!

Wenn es um die Erziehung geht, habe ich nichts weiter als meine praktische Erfahrung vorzuweisen. Bei unserem Nesthäkchen habe ich das Gefühl, wir haben vieles richtig gemacht. Einiges sicherlich immer noch durch Zufall, anderes allerdings aufgrund der eigenen Lebenserfahrung. Wir selbst waren als Eltern reif genug. Das hat ungemein geholfen.

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Vergessen

Foto einer Nachtszene. Im Vordergrund die kahlen Äste eines schwarzen Baums, dahinter spiegelt sich das Licht zweier Häuser auf einem Wasser.

Ich spüre so etwas wie Melancholie in mir aufsteigen, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob dieses diffuse Gefühl wirklich eine Traurigkeit ist oder mit Schwermut vergleichbar wäre. Vermutlich ist es viel mehr, vermischt mit einer alten und einer ganz neuen Angst.

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Entscheidungen

Erziehung ist oftmals ein heikles Thema, wenn man sich mit anderen Eltern unterhält. Nicht selten bleibe ich zurück und frage mich ernsthaft, ob ich etwas falsches im Kopf habe. Um es vorweg zu nehmen: Nein, mein Umgang mit Situationen und meine Entscheidungen sind nicht falsch. Aber nicht in allen Fällen auf andere Menschen übertragbar.

Unsere Teen wächst heran und darf nach dem nächsten Geburtstag Bier trinken, rein rechtlich betrachtet. Wir unterhalten uns in der letzten Zeit immer mehr über komplexe Themen, die ihr Leben und ihre Zukunft betreffen. Ich sehe, dass sie sich Gedanken macht, abwägt und sich eine Meinung bildet. Und, was ich ganz wichtig finde, sie macht diesen Prozess durch, bevor sie mit uns darüber spricht.

Die Jahre mit Kindern haben mir gezeigt, dass die Leitplanken und Optionen, die wir als Eltern anbieten, der Grundstock für alles spätere sind. Als ganz junger Vater war mir das selbstverständlich nicht klar. Da musste ich erstmal verstehen, was meine Eltern bei mir verkorkst hatten, um aus dem Karussell auszusteigen.

Die Teen trifft Entscheidungen. Ich würde mir nicht mehr anmaßen, die aus meiner Sicht heraus, hm, zu kritisieren. Kritisieren ist ein doofes Wort dafür, aber mir fällt gerade kein anderes ein. Eigentlich kritisiere ich eh wenig bis gar nicht. Ist halt das Ding mit Vertrauen und Akzeptanz.

Für uns ist es wichtig, dass wir Vertrauen haben. Vertrauen darauf, dass Entscheidungen durchdacht wurden und Vertrauen darauf, dass wir da sind, wenn etwas nicht wie erhofft funktioniert. Ich glaube, ohne dieses Vertrauen würde das Leben mit seinen Entscheidungen ein ständiger Eiertanz mit einem Stressball in der Hand sein.

Heute habe ich der Teen im Gespräch gesagt, dass sie alles machen kann, was sie möchte. Wenn sie Künstlerin werden möchte, dann wird sie das. Wenn sie eine Ausbildung zu was auch immer machen möchte, soll sie es machen. Möchte sie auf die Uni, bitte, hier geht es lang. Es ist ihr Leben. Ihre Entscheidungen. Natürlich mit den Konsequenzen, die sich mitunter daraus ergeben.

Das ist für einige Menschen die ich kenne undenkbar. Da sind alle Planungen schon kurz nach, manchmal auch vor, der Geburt fertig. Der Weg ist gesetzt. Keiner von denen versteht, wie viel Unglück man damit in das Leben der Kinder bringen kann. Sie werden eventuell Zeit ihres Lebens an diesen Entscheidungen, die für sie getroffen wurden, leiden (und gar nicht wissen warum es ist wie es ist).

Ich bin fest davon überzeugt, dass es einen Weg gibt, Kinder dahin zu bringen, dass sie auf der Grundlage ihrer Erfahrungen und des Vertrauens aus dem familiärem Umfeld, eigenständig und überlegt zu handeln. Sie werden es sicherlich anders tun als wir. Vielleicht besser, aber in jedem Fall ist selbstbestimmtes Handeln der kürzere Weg zu einem glücklichen Leben. Wie auch immer das empfundene Glück dann aussieht.

Wir dürfen nie vergessen, dass es nicht unser Leben ist. Es ist das Leben eines Menschen mit eigenen Erfahrungen, vermutlich trotzdem durch unsere Muster geprägt, aber so aufgebaut, dass der Mut zur Entscheidung da ist. Was sich für uns dann wie Kontrollverlust anfühlt (und auch ist). Und das ist gut so.

Meter machen

Um Erfahrungen im Leben zu sammeln, muss man auch mal Meter machen. Meter in Form von Reisen, andere Orte besuchen, selber organisieren. Und manchmal auch alleine unterwegs sein. Das gilt sowohl für uns Erwachsene, als eben auch für Kinder. Beim Nachwuchs sind wir als Eltern ja gefordert, den Bewegungsradius stetig in einem passenden Maße zu erweitern. Eigene Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen. Wir haben das bei unserer Tochter, die bis vor 2 Jahren hier im Internet einfach nur Meter genannt wurde, natürlich auch gemacht.

Jetzt ist sie auf dem Weg als Teen zur jungen Frau zu werden. Es sind zwar noch ein paar Jahre, aber wir können es sehen und spüren. Sie wird erwachsen. In der Folge kommen da natürlich andere Wünsche und Erwartungen bei ihr, die wir dann, nun, aufnehmen und irgendwie bewerten müssen. Aber im Grunde ist da nicht viel für uns zu tun. Sie ist selber in Lage ihre Grenzen zu bewerten. Das konnte sie eigentlich schon immer. Ich erinnere mich da gerne an die Zeit, als sie Laufen lernte. In der Zeit sind Treppenstufe ja erst mal der Endgegner. Bevor sie versuchte eine Stufe herunter zu steigen, legte sie im Wohnzimmer Kissen auf den Boden. Dann stieg sie auf die Kissen und wieder herunter. Immer wieder. Wir haben uns damals gefragt, was sie da eigentlich macht. Später war uns klar: Sie hat Treppenstufen geübt.

Jetzt ist die nächste Stufe erreicht. Nach den langen Monaten ohne großartig Kontakte mit Gleichaltrigen, nach allen Einschränkungen der Pandemie, ist der Wunsch die Oma zu sehen gekommen. Das ist vollkommen verständlich. Eigentlich wäre es so, dass wir sie in eine Stadt fahren, in der sie dann von der Oma abgeholt wird. Aber sie mag keine lange Strecken mit dem Auto fahren, außer es lässt sich nicht vermeiden. Und sie nimmt das mit der Umwelt sehr ernst. Deswegen hat sie sich entschieden, die gesamte Strecke mit dem Zug zu bewältigen.

Das ist das erste Mal, dass sie eine so lange Strecke alleine zurücklegt. Sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückfahrt muss sie einmal umsteigen. Wir haben uns natürlich darüber unterhalten was passieren kann. Zugverspätungen und Ausfälle, andere Wagenreihung, anderes Gleis und was es sonst noch so geben kann. Macht ihr alles keine Angst. Sie sagt, sie kann ja die Leute von der Bahn fragen, sie kann anrufen und sich bei uns Rat holen. Alles in allem ist sie überzeugt, die Fahrt zu bewältigen. Das sind wir auch. Vorsorglich haben wir das Ticket für die erste Klasse gebucht. In ihrem Alter ist das preislich zu verschmerzen.

Am Montag geht es los. Und es wird ein Schatz an Erfahrungen gehoben. Für die Tochter und auch für uns. Und ich hoffe, ich behalte die Nerven… 🙂

Vorgaben der Landesregierung NRW

Der Text hier bezieht sich auf die von der Landesregierung NRW herausgegebenen Vorgaben für den Infektionsschutz an den Schulen. Ich habe da ein wenig drin gelesen und aus einer Wut heraus in die Tasten gegriffen. Sicherlich habe ich nicht allzu gut argumentiert, das ginge bestimmt besser, aber ich muss meine Wut loswerden. Ich kann die verzerrte Wahrnehmung nicht verstehen. Zumal wir im direkten Bekanntenkreis all das nachvollziehen können, was in den sozialen Medien von LuL, SuS und Eltern berichtet wird.

Die Überschriften entsprechen den Punkten/Absätzen aus den Vorgaben der Seite der Landesregierung und den in dem Video von Alexander Brockmeier angesprochenen Maßnahmen. Es sind natürlich nicht alle Punkte angesprochen. Das Bild wird auch so klar.

INFEKTIONSSCHUTZ, HYGIENE UND TESTUNGEN

Die Kinder haben also den kompletten Schulalltag einen MNS/MNB im Gesicht. Es gibt keine vereinbarten Pausen. Kinder in Öffis tragen diese noch länger. Wo ist die Prävention, die das durch gezielte Maßnahmen entzerrt, erträglicher macht? Ah, die Schulen haben es in der Hand, oder? Freue mich schon auf die ersten abgemahnten LuL, die sich erdreistet haben eine maskenfreie Zeit auf dem Schulhof abzuhalten. Warum sind die Pausenzeiten nicht versetzt, sodass Kinder wenigstens in der Pause ohne MNS/MNB sein können? Ist das so unfassbar schwer?

Testungen von Schülern? Finden nur sporadisch statt und oftmals auf Druck der Eltern. Die GA sind am Limit. Das funktioniert also schon mal nicht.

Durchlüftung

Es ist Herbst, bald Winter, es stürmt und wird kalt. Was ist bei Minustemperaturen das Konzept? Kälte = Schnupfennase. Damit dann hinter MNS/MNB? Sie kennen doch sicher die laufende Nase beim Spielen draußen im Winter, oder? Ist in der Klasse dann nicht anders. Und die ständigen Temperaturwechsel sind auch nicht förderlich für das Wohlbefinden. Wo ist das Konzept, um auch diese Zeitintervalle zu minimieren und die Schule angenehmer zu gestalten?

Vorerkrankungen

Die Eltern sollen entscheiden, ob das Kind in die Schule kann. Verstehe, es wird dann für ein Kind Distanzunterricht gemacht. Der aber erst durch die Ministerin erlaubt werden muss. Chancengleichheit? Was ist mit Leistungskursen? Ja, die Klausuren müssen natürlich geschrieben werden.

Vorerkrankungen bei Angehörigen

Der Schutz kann nur eng begrenzt gewährt werden. Wie wäre es mit einem Konzept, das sich diese Frage erst gar nicht stellt? Dann sind auch nicht immer nur einzelne Schüler betroffen, sondern alle haben das selbe niedrige Risiko einer Infektion.

Schnupfen

Laut RKI ist kann das ein Symptom sein. Laut LR soll das Kind 24h zu Hause beobachtet werden. Um dann was zu entscheiden? Die Eltern bestimmen dann, dass es nur ein Schnupfen ist? Dass das Kind wieder in die Schule kann? Mit Schnupfennase unter der MNS/MNB?

Distanzunterricht

Über die Einrichtung von Distanzunterricht entscheidet die Schulleitung.

Fragen wir mal z.B. die Schulleitung aus Solingen?

Versetzter Schulanfang

Sie reden von 07:30 – 08:30. Seit Jahren wissen wird, dass die Schule besser später als früher anfangen soll. Außerdem ist mir aktuell keine einzige Stadt bekannt, wo das umgesetzt wurde. Wie denn auch, wenn das alles nur 1-2 Wochen gültig ist.

Handlung im Verdachtsfall / Infektionsfall

Schön beschrieben, aber die Realität ist eine andere. Das Vorgehen ist nicht an die kritische Masse der GA gekoppelt und läuft einfach ins Bodenlose. Kurz: Es funktioniert nicht. Die Empfehlungen des RKI werden vollumfänglich NICHT umgesetzt. Dabei sind die einleuchtend und minimieren das Risiko einer Infektion für alle Beteiligten. Sie verfolgen schon was LuL gerade so äußern? Nein? Schade. Dann könnten Sie den Irrsinn erkennen, der da gerade passiert.

Anstelle von 1000 Bussen mehr und die Kinder noch früher in die Schule zu zwingen, sollten die Gruppen verkleinert und auf eine Art Schichtbetrieb umgestellt werden. Wenn es keine Infektionen in den Schulen gibt, muss auch erst gar nicht über Distanzunterricht geredet werden. Weiterhin muss man endlich einsehen, dass die Schule keine Verwahranstalt für Kinder ist, sondern ein Ort wo Wissen und Bildung fließen sollen. Keine durchgelüfteten kalten Nasen im Winter.
Das neu entdeckte Recht auf Bildung wird ohne einheitliches Konzept, welches entkoppelt vom Infektionsgeschehen bis zum Ende der Pandemie allgemein gültig ist, direkt nach dem Aussprechen mit Füßen getreten.

Alles in allem sind Vorgaben ein Flickenteppich, der den Schulen keinen geordneten Handlungsrahmen zur Prävention an die Hand gibt. Alles sind nur Abstellmaßnahmen, keine Präventionsmaßnahmen. Im Rahmen einer Risikobetrachtung würde das alles in sich zusammenfallen. Zumal es niemanden gibt, der das umsetzen kann. Die Maßnahmen, oder auch Vorgaben, werden auf einzelne Betroffene heruntergebrochen. Teilweise werden nicht einmal direkte Sitznachbarn informiert, getestet, in Quarantäne geschickt. Die Maßnahme funktionieren einfach nicht, weil die Schulen etwas vor die Füße geworfen bekommen haben, das sie nicht umsetzen können. Sie wurden schlicht alleine gelassen.

Da kann die Landesregierung noch so schöne Erklärbärvideos auf Instagram posten, noch so toll auf die Vorgaben verweisen. Das ist nur Makulatur. In meinem Berufsumfeld nennt man so etwas „Luftschlösser bauen“. Mehr ist es nicht. Nichts wirkt, alles soll nur glänzen. Und das ist, was mich so unfassbar wütend macht. Es geht um die Sicherheit unserer Kinder, die der Lehrer, in dessen Obhut wir sie geben.

Für uns ganz persönlich hat sich seit März folgendes geändert: Wir haben viele selbstgenähte MNS für die Tochter, sie war bereits mehrfach wegen Schnupfen zu Hause. Aus unserem Verantwortungsgefühl heraus haben wir sie immer mindestens 1 Woche, nicht 24h, zu Hause gelassen. Sie hat in dieser Zeit keine Unterlagen der Schule erhalten. Lehrer reagieren nicht auf E-Mails.

PS: Das tolle Bild von Frau Gebauer in der Schule wurde in einer Aula oder einem Musikraum aufgenommen. Und ist eine Beleidigung für uns Eltern, die wir genau wissen in welche Klassenräume unsere Kinder tatsächlich gehen. Das Bild ist eine bodenlose Frechheit und an Ignoranz nicht zu überbieten.

Bildung, aber sicher. Oder?

Liebe Leute, wir schreiben diesen Text an die Landesregierung. Ihr dürft ihn gerne kopieren, ergänzen oder verändern und auch an die Landesregierung schicken. Wir kennen aus dem Internet folgende E-Mailadressen, die sich als Empfänger eignen:

franziska.mueller-rech@landtag.nrw.de
kirstin.korte@landtag.nrw.de
jochen.ott@landtag.nrw.de
sigrid.beer@landtag.nrw.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

unter dem Hashtag #BildungAberSicher äußern sich zahllose Eltern, Schüler und Lehrer im Internet zu den Umständen und Missständen, die aktuell aufgrund der Pandemie an den Schulen herrschen. Wir, hier als Eltern auftretend, fühlen uns von der Landesregierung NRW im Allgemeinen, von der Kultusministerin Gebauer im Speziellen, nicht wahrgenommen.


Seit spätestens März wissen wir um die Gefährlichkeit von Covid-19, wir hatten eine kurze Zeit der Schulschließung, um die Zahlen zu senken. Zwischenzeitlich konnten wir alle in anderen Ländern beobachten, was passiert, wenn die Schulen zu früh wieder in den Regelbetrieb gehen. Siehe Israel als stärkstes Beispiel. Nach den Pfingstferien begann man vorsichtig in kleinen Gruppen zu unterrichten, hatte versetzte Anfangszeiten. Die Zahlen sanken weiter.


Nach den Sommerferien ab in den Regelbetrieb. Wir Eltern und sicherlich auch Lehrer, standen recht fassungslos da. Fragen nach einem Plan B wurden abgewiegelt, einfach nicht beantwortet. Forderungen nach kleinen Gruppen, versetzten Anfangszeiten, wie sie schon einmal hilfreich waren, blieben ungehört, wurden brüsk abgewiesen, oder sogar verboten.


Die Zahlen steigen. Frau Gebauer steht beharrlich zu ihrer immer noch bereits nachweislich falschen Strategie. Das RKI, die Bundesregierung und sämtliche ernstzunehmenden Fachleute, raten etwas anderes, als die Landespolitik umsetzt.

Wie kann das sein? Was ist das Ziel?
Derweil schicken wir Kinder in Quarantäne, mal Klassen, mal einzelne, mal mit unmittelbaren Sitznachbarn. Die Kurse in der Oberstufen z.B. laufen weiter, die Kinder in Quarantäne dürfen daran nicht teilnehmen, sollen ab er die Klausuren wie gewohnt mitschreiben. Sie propagieren Chancengleichheit. Wo ist die denn bei einem solchen Vorgehen?

Wir Eltern fordern im Namen unserer Kinder:
Setzen Sie endlich die Hinweise des RKI für einen gesicherten Schulunterricht für alle um. Niemand redet von ausschließlich Distanzunterricht, aber: kleine Gruppen mit versetzten Anfangszeiten, ohne vermischten Unterricht, das muss doch drin sein! Nehmen Sie den Stress von den Kindern. Nehmen Sie endlich das Kindeswohl ernst. Die Kinder sind keine Maschinen, die einfach so funktionieren. Machen Sie die Hinweise des RKI zu einem neuen Normal, weil die Pandemie und das Virus uns noch lange Zeit in Atem halten werden.

Mit noch freundlichen Grüßen
Die entsetzen Eltern

Eltern und Kinder

Eltern und Kinder

Seit dem ich im Home Office viel auf der Terrasse arbeiten kann kriege ich auch viel von dem mit, was so in der Nachbarschaft abläuft. Es gibt da lustige Dinge, es gibt anstrengende Dinge und es gibt diese Dinge, die mich unendlich wütend machen.


Um uns herum wohnen viele Familien mit Kindern. Einige Schulkinder, andere sind Kleinkinder, wieder andere im Kindergartenalter. Selbstverständlich ist es da laut, wenn die Nachmittags, bzw. morgens in den Ferien, in den Höfen und Einfahrten spielen. Spielende Kinder sind etwas schönes und sollten dazu auch die Möglichkeiten haben. In unserer Straße, einer Spielstraße, ist es zum Glück so. Das sind die schönen Dinge. Die weniger schönen haben grundsätzlich mit den Eltern der Kinder zu tun.

So zum Beispiel der Nachbar auf der rechten Seite, der seine Tochter grundsätzlich mit „Eyh!“ anschreit, so wie seine Hunde und seine Frau. Dann wundern sie beide sich, dass die Tochter in einer Tour laut brüllend ihre Meinung kund tut. Die Tochter ist auch die, die seit diesem Jahr in den Kindergarten geht. Der ist 150 Meter von hier entfernt und die Mutter fährt sie mit dem Auto dahin. Ich frage mich, was für eine Art Mensch das später sein soll, der da aufwächst.

Gegenüber sind neue Leute eingezogen. Anfänglich war alles super, sie haben das Haus renoviert und viel daran gemacht. Der Mann hatte wohl Pandemie bedingt auch Home Office. Jetzt ist er wieder arbeiten und die Frau brüllt jeden Morgen ihr Kindergartenkind zusammen. Das Kind schreit, sie brüllt zurück, brüllt ihr die Schuld für das angebliche Zuspätkommen ins Gesicht, das Kind weint, sie schreit es bis ins Auto. Heute früh hat sie sich komplett demaskiert in dem sie in ein hysterisches Geschreie verfallen ist. Was soll das werden?


Ich habe heute gezwungenermaßen zugehört (wie der Rest der Straße sicherlich auch) und tief in mich hineingeschaut. Nein, ich habe meine Kinder nie angeschrien. Schon gar nicht so. Die älteste Tochter ist mittlerweile 30 Jahre, die Jüngste wird bald 13. Denn Sinn eines Wutausbruches als Erwachsener bei einem Kind habe ich nie verstanden. Wenn ich jemanden anschreie oder in Grund und Boden brülle, macht das nichts besser und das Signal ist so falsch wie nur etwas falsch sein kann.


Vielleicht sind wir hier mit unserer Art und Weise nah an dem was Antiautoritär genannt wird. Ich bin aber der Meinung, dass das Heranwachsen eines Kindes viel komplexer ist, als dass wir dafür einfache Begriffe hernehmen könnten. Auch Erziehung ist so ein Wort, bei dem ich nicht weiß, ob es richtig ist. Für mich steckt da das Wort „ziehen“ drin. Ich möchte nicht einen Menschen in eine Richtung ziehen, von der ich denke sie ist richtig. Ich möchte, dass sich der Mensch in eine Richtung entwickelt, die für ihn die richtige ist. Dabei kann ich unterstützen, vertrauen und respektieren. Aber ziehen? Nein, das erscheint mir falsch. Brüllen und klein machen am allerfalschesten.

Verbot – Update

Eine Kita bittet die Eltern, auf Stereotype Kostümierung der Kinder zu verzichten. Kann man machen. Haben sie denn auch den Cowboy als Verzicht empfohlen? Den Piraten? Die Prinzessin?

Sind alles mit eindeutigen Klischees besetzte Kostüme. Der Cowboy wird ja mit der Invasion Nordamerikas und der damit verbundenen Entrechtung, Vertreibung und Massentötung der Ureinwohner in Verbindung gebracht. Das waren übrigens unter anderem die Indianer, als die man sich nach Auffassung der Kita-Leitung nicht mehr verkleiden sollte.

Genauso wie man beschlossen hat, aus den alten Büchern die sich noch einer anderen Sprache bedienten, Wörter wie Neger zu ersetzen. Kann man auch machen. Man hätte aber auch an die Wörter eine Markierung setzen und im Fußtext eine Erklärung dazu geben können. Herkunft und Bedeutung, sowie Benutzung in der modernen Sprache. Aber das wäre ja so etwas wie Aufklärung und Bildung.

Ernsthaft Leute, wir verbiegen und ändern unsere Vergangenheit. Wir drängen die Begriffe aus dem Wissen und damit auch aus dem direkten Kontext, der Bedeutung und der Erinnerung. Die Erinnerung an Rassenhass, Entrechtung und vor allem an die Fehler, die wir gemacht haben.

Das ist sehr kurzsichtig. Ich würde es lieber sehen, dass man den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen, die Begriffe erklärt, das Falsche daran erläutert und nicht in Vergessenheit geraten lässt. Wenn wir uns nicht im Klaren sind was Rassenhass, was Entrechtung oder Genozid bedeuten, wir die Begriffe im Kontext nicht erkennen, öffnen wir weiteren „Fehlern“ Tür und Tor.

Verbote, die auf Empfehlungen solcher Art folgen können, sind für mich an dieser Stelle die Annahme, Kinder wären nicht in der Lage zu begreifen. Als Vater versichere ich euch: Alles was wir Kindern erklären und sie spielerisch erleben lassen, begreifen sie. Vielleicht nicht heute, aber sie werden sich an die Lektionen erinnern, wenn es Zeit ist. Und genau das verhindern wir mit Verboten, die das Erklären nicht mehr vorsehen.

Update: Wie im ersten Absatz behauptet, gab es kein Verbot, sondern die Bitte, auf Stereotype bei der Verkleidung zu verzichten. Deswegen habe ich den Artikel dahingehend überarbeitet.