Ausgedruckt

In einer meiner Anstellungen gab es einen Kunden, der wollte von dem Produkt, welches wir ihm netterweise verkauften, alle Unterlagen ausgedruckt in Papierordnern ausgehändigt bekommen. Für jedes einzelne, in zweifacher Ausfertigung. Wir hatten dazu einen Drucker zur Verfügung. Dieser war deswegen tagelang nicht in der Lage, andere wichtige Unterlagen auszudrucken. Die Firma stand still.

Eines Tages trat man an mich heran und beauftragte mich, diese Situation abzustellen. Man hatte auch eine konkrete Vorstellung, wie das zu machen war. Die Drucke sollten im besten Fall dort stattfinden, wo der Kunde seinen Sitz hatte. In Asien, in einem Land, welches ich nur vom Hörensagen kannte. Die Aufgabe war, in einer bestimmten Stadt in diesem Land eine Druckerei zu finden, die den Druckauftrag für uns übernehmen sollte.

Wissen Sie, ich war nie sehr reisefreudig. Zu Hause war und ist es am schönsten. Demnach konnte ich mich für die Aufgabe wenig begeistern. Einige Wochen verbrachte ich mit angestrengtem Nachdenken, kritzelte wichtig aussehende Notizen in streng geheime Bücher, führte ausufernde Telefonate. Das alles, um meinen unbedingten Willen zu zeigen.

Zu meinem Unglück legte der Drucker ein weiteres Mal die Firma lahm, weil ein neuer Auftrag ausgeliefert wurde. Man trat wieder an mich heran und fragte nach dem Stand der Dinge. Ich erläuterte meinen Plan, zeigte die Herangehensweise und nannte einige Namen, die bereits in der engeren Auswahl standen. Nichts davon stimmte.

Ein paar Tage später legte man mir nahe, bestimmte Impfungen durchzuführen und ein Flugticket für die anstehende Dienstreise zu buchen. Ich klebte mir kurzerhand einige Pflaster auf den Oberarm und trug demonstrativ Kurzarmhemden. Das Ticket buchte ich natürlich ganz offiziell über das Firmenkonto.

Während der 14 Tage, die ich laut Dienstplan in Asien verbrachte, suchte ich in meinem Wohnort nach einer passenden Druckerei, verhandelte den Preis und machte die ganze Sache dingfest. Das fühlte sich so lange gut an, bis man mich auf dem Diensthandy anrief und mir mitteilte, dass ich vom Flughafen abgeholt werden würde. Ich müsse mir also keine Sorgen machen oder mit einem Taxi fahren.

Sofort packte ich einen Koffer, klebte Etiketten darauf, zerknitterte meinen Anzug und hetzte zum Flughafen. Gerade noch rechtzeitig, das Begrüßungskomitee traf nur wenige Minuten nach mir ein. Sie hielten ein Schild mit meinem Namen hoch und ich ging freudig winkend auf die Gesellschaft zu.

Die Firma ist noch heute sehr erbaut davon, wie gut die Druckerei in Asien funktioniert. Dass die Unterlagen nur wenige Kilometer mit mir auf eine CD gebannt nach Hause fahren, um dann im Briefkasten einer hiesigen Druckerei zu verschwinden, ahnt bis heute niemand.

Seit diesem Auftrag war ich mehrfach wieder in Asien, habe der Druckerei weitere lukrative Aufträge verschafft und habe mein Ansehen enorm gesteigert. Ich habe sogar eine Beförderung ausgeschlagen, weil man überzeugt war, dass ein anderer Kollege meine Stelle übernehmen könnte. Ich sollte die Früchte meiner Arbeit ernten. Meinen Standpunkt, dass ich da richtig bin, wo ich mich befinde, akzeptierte man zähneknirschend.

Morgen muss ich wieder in dieses Land, das ich noch nie gesehen habe. Das Hotel gibt mir inzwischen Sonderpreise, weil ich der angenehmste Gast seit Jahren dort bin. Die Flugmeilen verprasse ich kurz vor meiner Ankunft im Duty-free-Shop. Die Etiketten für meinen Koffer werden mittlerweile von der Druckerei professionell erstellt und ausgedruckt.

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