Ungewissheiten (2)

Eine der größten Ungewissheiten bei mir ist, ob ich etwas schreibe oder doch wieder an mir selbst scheitere. Meistens ziehe das Scheitern aus der Lostrommel des Texters. Bezogen auf den Anspruch, den ich vor vielen Jahren hinsichtlich der Schreiberei an mich stellte, ist es ein Versagen über Dekaden hinweg. Immerhin kommen gelegentlich einige Sätze aus meinem Kopf und finden ihren Weg in die Welt.

Oft mache ich mir Gedanken, warum das so ist. Warum schaffe ich es nicht, mehr und besser zu schreiben? Was sind die verdammten Gründe dafür? Ganz am Anfang, das muss so 2004 gewesen sein, las ich diverse Bücher zur Optimierung meines Tuns. Den Anfang mache damals »Getting Things done«. Das war der Renner der Selbstoptimierung auf dem Markt. Natürlich aus den USA zu uns herübergeschwappt. Der Reigen ging mit einigen Selbstlernkursen für das kreative Schreiben weiter. Ja, die Bücher haben etwas gebracht. Einiges davon habe ich verinnerlicht, also theoretisch weiß ich, wie es gehen müsste.

Einige Zeit schaffte ich es auch recht konzentriert, kleinere Geschichten zu schreiben. Die meisten davon im eigenen Weblog, andere in Portalen, manche wurden sogar gedruckt. Na gut, es waren zwei, die als Bestandteil in Formaten mit vielen anderen AutorInnen veröffentlicht wurden. Das waren echt schöne Momente. Bei einem großen Online-Versandhandel stellte ich sogar eine Gedichtsammlung und eine Sammlung mit kürzesten Krimis als E-Book ein.

Irgendwann merkte ich, dass ich auf der Stelle trete. Ich kam nicht weiter, meine Entwicklung als Autor stockte. Ja, stockt auch immer noch. Pffhh.

Ich verlor den Faden und die Geduld mit mir. Die Grundursache dafür lag nicht im Mangel an Ideen, nein, mein Kopf ist manchmal sogar sehr übervoll mit ihnen. Der Grund ist schlicht und einfach: möchte ich mich weiterentwickeln, muss ich meinen Brotjob aufgeben. Ich müsste viel mehr Zeit investieren. Natürlich fehlen mir da Mut und finanzieller Spielraum. Ich bin nicht allein in der Welt und als Familie müssen wir halt essen und wohnen.

Der Gedanke an den nahenden Ruhestand hält mich bei der Stange. Das natürlich vollkommen verrückt. Wie oft sage ich meinen Kindern »Macht es genau jetzt, nicht morgen!«, weil ich nur zu genau weiß, wie schnell es vorbei sein kann. Deswegen ist das eine Ungewissheit, die trage ich einfach mit mir herum. Damit nicht alles verloren ist, gibt es Texte wie diesen hier, die ihr lesen könnt. Zusätzlich schreibe ich andere Dinge in einem geheimen Buch. Nur bei Vollmond, in meinem geheimen Garten, mit Tinte aus der Nacht und auf Sternenglanzpapier. Gedanken wie Kometen ziehen vorüber und erhellen kurzzeitig die Dunkelheit über mir. In mir. Überall.

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