Soziale Einstellung

Als Kind einer Arbeiterfamilie bin ich vermutlich mit einer gewissen sozialen Einstellung groß geworden. Obwohl ich, rückwirkend betrachtet, das noch einmal genauer betrachten müsste. Aber das mache ich mit mir aus, das ist kein Thema für euch. Mitten im Ruhrgebiet ansässig, für die ersten dreißig Jahre meines Lebens, waren SPD zu wählen und in der IG Metall zu sein einfach unkündbare Gesetze.

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Leinen los!

Wenn es um die Erziehung geht, habe ich nichts weiter als meine praktische Erfahrung vorzuweisen. Bei unserem Nesthäkchen habe ich das Gefühl, wir haben vieles richtig gemacht. Einiges sicherlich immer noch durch Zufall, anderes allerdings aufgrund der eigenen Lebenserfahrung. Wir selbst waren als Eltern reif genug. Das hat ungemein geholfen.

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Schulterblick

Sätze werden gesagt, Meinungen ausgetauscht, Erfahrungen geteilt und Ratschläge erteilt. Gedanken zu Themen springen im Kopf umher, manche reifen, manche gehen verloren, andere schaffen es durch Tinte auf Papier und andere eben hierher. Nicht selten blicke ich zurück und frage mich, wer ich bin, bei den Dingen, die ich denke und erzähle.

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Verplant

Die Abkürzung PDCA kommt aus dem Qualitätsmanagement und bedeutet: Plan – Do – Check – Act. Damit wird eine Methode beschrieben, mit der man so ziemlich alles unter dem Gesichtspunkt einer ständigen Verbesserung betrachten kann. Ohne dass ich Mediziner bin, würde ich grob sagen, dass sogar unser Körper so funktioniert. Wenn ich zum Beispiel etwas mit der Hand greifen möchte, wird dieser Vorgang geplant, ausgeführt und wenn die Richtung korrigiert werden muss, passiert auch dieses und dann geht es weiter. Für mich im Grunde ein ganz simpler Vorgang, den es täglich überall (meistens) automatisch ausgeführt gibt.

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Dinosaurier

Vermutlich bin ich ein Dinosaurier. Vom Alter her würde es langsam passen. Im Büro bin ich jetzt der Dienstälteste, auch im Freundeskreis besetze ich in der Liste, wer bei Datumseingaben im Internet am weitesten scrollen muss, den zweiten Platz. Deswegen ist diese eine Sache, die ich gerne mache, ein solches Dinosaurier-Ding.

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Meter machen

Um Erfahrungen im Leben zu sammeln, muss man auch mal Meter machen. Meter in Form von Reisen, andere Orte besuchen, selber organisieren. Und manchmal auch alleine unterwegs sein. Das gilt sowohl für uns Erwachsene, als eben auch für Kinder. Beim Nachwuchs sind wir als Eltern ja gefordert, den Bewegungsradius stetig in einem passenden Maße zu erweitern. Eigene Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen. Wir haben das bei unserer Tochter, die bis vor 2 Jahren hier im Internet einfach nur Meter genannt wurde, natürlich auch gemacht.

Jetzt ist sie auf dem Weg als Teen zur jungen Frau zu werden. Es sind zwar noch ein paar Jahre, aber wir können es sehen und spüren. Sie wird erwachsen. In der Folge kommen da natürlich andere Wünsche und Erwartungen bei ihr, die wir dann, nun, aufnehmen und irgendwie bewerten müssen. Aber im Grunde ist da nicht viel für uns zu tun. Sie ist selber in Lage ihre Grenzen zu bewerten. Das konnte sie eigentlich schon immer. Ich erinnere mich da gerne an die Zeit, als sie Laufen lernte. In der Zeit sind Treppenstufe ja erst mal der Endgegner. Bevor sie versuchte eine Stufe herunter zu steigen, legte sie im Wohnzimmer Kissen auf den Boden. Dann stieg sie auf die Kissen und wieder herunter. Immer wieder. Wir haben uns damals gefragt, was sie da eigentlich macht. Später war uns klar: Sie hat Treppenstufen geübt.

Jetzt ist die nächste Stufe erreicht. Nach den langen Monaten ohne großartig Kontakte mit Gleichaltrigen, nach allen Einschränkungen der Pandemie, ist der Wunsch die Oma zu sehen gekommen. Das ist vollkommen verständlich. Eigentlich wäre es so, dass wir sie in eine Stadt fahren, in der sie dann von der Oma abgeholt wird. Aber sie mag keine lange Strecken mit dem Auto fahren, außer es lässt sich nicht vermeiden. Und sie nimmt das mit der Umwelt sehr ernst. Deswegen hat sie sich entschieden, die gesamte Strecke mit dem Zug zu bewältigen.

Das ist das erste Mal, dass sie eine so lange Strecke alleine zurücklegt. Sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückfahrt muss sie einmal umsteigen. Wir haben uns natürlich darüber unterhalten was passieren kann. Zugverspätungen und Ausfälle, andere Wagenreihung, anderes Gleis und was es sonst noch so geben kann. Macht ihr alles keine Angst. Sie sagt, sie kann ja die Leute von der Bahn fragen, sie kann anrufen und sich bei uns Rat holen. Alles in allem ist sie überzeugt, die Fahrt zu bewältigen. Das sind wir auch. Vorsorglich haben wir das Ticket für die erste Klasse gebucht. In ihrem Alter ist das preislich zu verschmerzen.

Am Montag geht es los. Und es wird ein Schatz an Erfahrungen gehoben. Für die Tochter und auch für uns. Und ich hoffe, ich behalte die Nerven… 🙂

Rassismus

BLM

Ich habe Rassismus nicht am eigenen Leib kennengelernt. Diskrimierung wohl, aber Rassismus als weisser Deutscher, nein. Ich kann mich noch an Momente in meinem Leben erinnern, als mir selber klar wurde, dass das, was gerade gesagt oder gemacht wurde, nicht gut war.

Zum Beispiel ist da meine Oma, die mit mir in ganz jungen Jahren auf den Markt ging. Einmal schlug ich vor, die Kartoffeln doch an diesem einen Stand zu kaufen. Die Antwort: „Bei der Polacken-Magda kaufe ich nix, die ist dreckig und die Kartoffeln bestimmt auch!“ Als Kind hatte ich dem nichts entgegen zu setzen, aber ich habe mich gefragt, warum die Magda denn dreckig sein soll. Hier mag es sich um Diskrimierung handeln, ich sehe da auch konkreten Rassismus, weil im Haushalt der Großeltern auch von der Polacken-Rasse gesprochen wurde. Und nein, ich werde das hier nicht erklären. Es war halt so.

Später dann, als Jugendlicher, lernte ich über unsere Clique einen jungen Kenianer kennen, der mit seiner Familie gerade erst in Deutschland angekommen war. Er sprach nur Englisch und ich wollte die Chance ergreifen, mit ihm mein eigenes Englisch zu verbessern und, im Gegenzug, ihm mit der deutschen Sprache zu helfen. Meine Eltern erlaubten nicht, dass er zu uns nach Hause kam. Die Ausreden waren, dass man den ja nicht kennen würde, vielleicht wolle er nur ausspionieren was zu holen sei und man können DENEN nicht trauen. Am Ende haben wir uns in der Kneipe getroffen, gemeinsam Bier getrunken und abwechselnd Englisch und Deutsch gesprochen.

Rassismus ist die beschissenste Art zu denken, die man in seinem Kopf haben kann. Ich hasse diese Welt dafür, dass es Rassismus gibt und hoffe, wir werden diese Gedanken, dieses Handeln, aus unseren Köpfen entfernen können.

Verbot – Update

Eine Kita bittet die Eltern, auf Stereotype Kostümierung der Kinder zu verzichten. Kann man machen. Haben sie denn auch den Cowboy als Verzicht empfohlen? Den Piraten? Die Prinzessin?

Sind alles mit eindeutigen Klischees besetzte Kostüme. Der Cowboy wird ja mit der Invasion Nordamerikas und der damit verbundenen Entrechtung, Vertreibung und Massentötung der Ureinwohner in Verbindung gebracht. Das waren übrigens unter anderem die Indianer, als die man sich nach Auffassung der Kita-Leitung nicht mehr verkleiden sollte.

Genauso wie man beschlossen hat, aus den alten Büchern die sich noch einer anderen Sprache bedienten, Wörter wie Neger zu ersetzen. Kann man auch machen. Man hätte aber auch an die Wörter eine Markierung setzen und im Fußtext eine Erklärung dazu geben können. Herkunft und Bedeutung, sowie Benutzung in der modernen Sprache. Aber das wäre ja so etwas wie Aufklärung und Bildung.

Ernsthaft Leute, wir verbiegen und ändern unsere Vergangenheit. Wir drängen die Begriffe aus dem Wissen und damit auch aus dem direkten Kontext, der Bedeutung und der Erinnerung. Die Erinnerung an Rassenhass, Entrechtung und vor allem an die Fehler, die wir gemacht haben.

Das ist sehr kurzsichtig. Ich würde es lieber sehen, dass man den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen, die Begriffe erklärt, das Falsche daran erläutert und nicht in Vergessenheit geraten lässt. Wenn wir uns nicht im Klaren sind was Rassenhass, was Entrechtung oder Genozid bedeuten, wir die Begriffe im Kontext nicht erkennen, öffnen wir weiteren „Fehlern“ Tür und Tor.

Verbote, die auf Empfehlungen solcher Art folgen können, sind für mich an dieser Stelle die Annahme, Kinder wären nicht in der Lage zu begreifen. Als Vater versichere ich euch: Alles was wir Kindern erklären und sie spielerisch erleben lassen, begreifen sie. Vielleicht nicht heute, aber sie werden sich an die Lektionen erinnern, wenn es Zeit ist. Und genau das verhindern wir mit Verboten, die das Erklären nicht mehr vorsehen.

Update: Wie im ersten Absatz behauptet, gab es kein Verbot, sondern die Bitte, auf Stereotype bei der Verkleidung zu verzichten. Deswegen habe ich den Artikel dahingehend überarbeitet.