Ungewissheiten (4)

Manchmal bleibt nach dem Atmen ein bitterer Geschmack nach Asche zurück, das Blut zieht sich träge und brennend durch ein Leben, lässt alles schwelend auf seinem Weg vom Kopf bis in den Fuß hinter sich zurück. Im pulsierenden Herz ein kleiner Stopp, dann geht es weiter mit der Einäscherung.

Und du sinnierst von endenden Tagen, vergessenen Erinnerungen und verpassten Gelegenheiten – siehst nicht den Moment im Jetzt, die Freude, den Spaß und das Leben hinter all der Melancholie.

Ungewissheiten (3)

Gelegentlich packt es mich und ich räume diverse Bereiche meines Lebens auf. Momentan sitze ich an meinen Computern und betrachte die Programme, die sich im Laufe der letzten Jahre angesammelt haben. Wer kennt das nicht? Hier ein Download, da mal etwas ausprobieren und dann ist da noch diese eine App, die ein guter Bekannter empfohlen hat und im Internet steht alle naselang eine neue, interessante Empfehlung. Tja, dann wächst der Programmordner an, die Dateiablage explodiert und unterdessen tummeln sich deine Daten in diversen Programmen mit den unterschiedlichsten Formaten. Manchmal geht das nicht anders, aber alles in allem bist du im Zweifel auf ganz viel unterschiedliche Programme angewiesen.

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Ungewissheiten (2)

Eine der größten Ungewissheiten bei mir ist, ob ich etwas schreibe oder doch wieder an mir selbst scheitere. Meistens ziehe das Scheitern aus der Lostrommel des Texters. Bezogen auf den Anspruch, den ich vor vielen Jahren hinsichtlich der Schreiberei an mich stellte, ist es ein Versagen über Dekaden hinweg. Immerhin kommen gelegentlich einige Sätze aus meinem Kopf und finden ihren Weg in die Welt.

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Ungewissheiten (1)

Wir entstehen als Leben aus Samen- und Eizellen. Sobald wir geboren wurden und selbstständig atmen, sind wir in einem Zustand angekommen, der gemeinhin als »das Leben« bezeichnet wird. Das ist jetzt zwar dünnes Eis und dahin möchte ich eigentlich nicht, aber es muss der Vollständigkeit halber doch gesagt werden: Das biologische Leben passiert schon viel früher.

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Der ätherische Spiegel

Es gibt Menschen, denen ich nichts verzeihe, vor allem nicht ihre dunklen, schlechten Gedanken. Manchmal wünschte ich mir einen Stempel, den ich ihnen auf ihre Stirn hämmern kann. »Mit schlechten Gedanken versetzt«, wie auf Wasserflaschen, in denen mit Kohlensäure versetztes Wasser herumschwimmt. An einer unscheinbaren Stelle in ihren Körpern entstehen diese Gedanken, wie kleine Luftbläschen, steigen sie an den Wirbeln und Nerven empor, überwinden mit Leichtigkeit die Blut-Hirnschranke und setzen sich zuerst im Kopf fest. Dort verrichten sie ihr trügerisches Werk, sparkling und fröhlich, verwirren zuerst, spenden alsbald glaubhafte Gewissheit. In dunklen, klaren Nächten kann ich diese kleinen, schlechten Gedankenbläschen aus ihren Köpfen, aus ihrem Verstand, aufsteigen sehen und wenn dann keine Wolke am Himmel sie aufhält, entschweben sie bis in das All. Am Ende allen Schwebens fangen die ersten zackigen Bläschen an, im Gleichschritt durch die Galaxie zu marschieren. Eisiger Frost überzieht das Äußere und passt ausgezeichnet zum Inneren. Kälte und Dunkelheit bleibt, wo immer sie entlang marschieren. Am Scheitelpunkt, wo Schatten, Licht und das Nichts sich treffen, vereinen sie sich, schwellen an und glühen aus sich heraus. Wir gaffen mit unseren teleskopischen Blicken und träumen von entstehenden Galaxien, sterbenden Sternen und explodierenden Planeten, die am Ende wie bunter Nebel durch das Weltall ziehen. Als ich an der Reihe bin, zieht die Frau mit dem schicken weißen Kittel und der hübschen Haube eine Kugel aus dem Strom, der sich aus den Köpfen um mich herum ergießt, und legt sie mir auf die Zunge. Wasser, ohne Kohlensäure, spült sie gelangweilt in meine Speiseröhre. Zuerst sinkt sie gehorsam den schmalen Gang herab, windet sich dann und steigt mit einem bösen Kichern an meinen Wirbeln und Nerven wieder empor. In den Kopf, in den Verstand. Sparkling. Das Zimmer, so hell und weiß wie die nette Frau im Kittel mit Haube, nimmt mich auf und am Bett prangen in dunklem Braun die Lederbänder als schreiender Kontrast zum Rest der Welt. Ein letzter Blick durch die Tür zeigt mir ihre schwachsinnig grinsenden Gesichter, aus deren obersten Rundung weiter die Bläschen mit den dunklen, kalten Gedanken in die Welt entlassen werden. Ich lege mich hin, spüre noch kurz das Leder, wie es sich um meine Gelenke schließt und ahne, dass mein Gesicht in wenigen Sekunden denselben schwachsinnigen Ausdruck annehmen wird. Der Nebel kommt. Sparkling. Ich sehe mich dort liegen. Mein schwebender Weg wird durch die Zimmerdecke aufgehalten. Ich kann nicht weiter. Sie haben mich mit ihrer kleinen Kugel gefangen, gezähmt, still gemacht. Von oben sehe ich so friedlich aus. Ich bleibe einfach dort oben und gehe nicht mehr zurück. Dahin, wo die Wut wohnt, sich alles aufbäumt und Stempel auf Köpfe rammen möchte.

Auferlegte Pflichten

Vermutlich liegt es am Alter und dem Zustand der Welt im Allgemeinen, dass mich Gedanken überkommen, die ich allerhöchstens in einem sehr jungen Gehirn verorten würde. Ich meine damit ein Gehirn aus einem pubertierenden Körper. Ein frischer, junger Verstand, der sich fragt, warum er dies und das machen muss; das Verständnis für die Welt suchend und dabei Konventionen brechend.

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