Empfindung

N***r sei für ihn kein rassistischer Begriff. Den benutze er schon so lange, da könne er keinen Rassismus finden, weil er ja auch keinesfalls Rassist sei. Mein Einwand, dass es sehr wohl ein rassistischer Begriff sei, wollte er nicht gelten lassen, weil er das ja nicht so empfindet. Er denke bei dem Begriff nicht an Menschen mit schwarzer Haut, die ja auch nicht schwarz sei, sondern eher braun.

Vermutlich empfindet er Braun als eine angenehmere Farbe und sein Gehirn verbindet damit etwas Gutes. Deswegen wohl auch EmpfinDUNG.

Detox

Kalender, 2020 mit Bleistift

Detox ist für mich ein Modebegriff, der zu verschiedenen Themen eingesetzt wird. Einmal ist damit die körperliche Engiftung gemeint, bei der es z.B. um Alkoholverzicht geht, oder eine besondere Art der Ernährung. Aber auch der Begriff „Digital-Detox“ meint eine Art Entgiftung, auch wenn es eigentlich um Verschlankung, Veränderung von Verhalten und Nutzung hinsichtlich digitaler Inhalte oder Programme geht.

Ich mache das auch immer wieder gerne. Wenn einen der Beruf und auch die privaten Interessen mit digitalen Dingen verbinden, fällt es oftmals nicht auf, wie verheddert man bereits ist in Apps, Diensten, Abos oder auch nur bestimmten Routinen, die sich angesammelt haben. Allerdings ist das kein Detox in dem Sinne, dass ich mir selber eine Auszeit vom Internet verschreibe. Das wäre in meinen Augen auch Unsinn. Die Welt funktioniert so nicht mehr.

Was ich mache, ist meinen Umgang mit bestimmten Dingen zu betrachten, zu bewerten und dann entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Zum Beispiel habe ich alle Abos für Apps auf dem Smartphone gekündigt, bis auf exakt zwei, die ich wirklich regelmäßig einsetze.

Ich gehöre dummerweise zu denjenigen Nutzern, die erstmal alles ausprobieren müssen, schnell begeistert sind und dann enttäuscht die App löschen, den Dienst nicht mehr benutzen. Manchmal stellen sich die konkreten Nachteile bestimmter Anwendungen auch erst wesentlich später heraus. Selbst ich, der ich mich beruflich viel mit Datenmigration und Anpassbarkeit auseinandersetze, falle immer wieder auf Versprechen der Hersteller herein. Das ist wohl eine Art private Resistenz bei mir.

Deswegen mache ich einmal im Jahr (bei Bedarf auch öfter) eine Bestandsaufnahme. Über die letzten 4 Jahre habe ich gemerkt, dass es immer weniger wird. Das war auch mein erhoffter Effekt. In diesem Jahr möchte ich aber einen Schritt weitergehen.

Bisher habe ich meine Daten (Kalender, Erinnerungen, Adressbuch, Bilder, Anwendungsdaten) über die Cloud mit meinen Geräten synchronisiert. Das möchte ich nun nicht mehr. Im Grunde brauche ich die Daten nur und ausschließlich auf dem Smartphone. Und dort sollen die Daten nun auch bleiben. Es handelt sich hierbei ja um meine privaten Daten, beruflich sieht das anders aus und wird so oder so durch das Unternehmen vorgegeben.

Geblieben sind aktuell als Anwendungen auf dem Smartphone Scanbot Pro und Evernote Premium. Damit scanne ich alle Unterlagen die mit der Post hier hereinflattern. In Evernote lege ich sie ab. Ich möchte keine Papierordner mehr. Ja, Evernote ist böse. Aber praktisch. Ich mache hier bewusst die Augen zu. Ich arbeite aber auch an einer Veränderung diesbezüglich.

Nachtrag: Dass das hier jetzt am Jahresanfang kommt, ist reiner Zufall und keine Geschichte von Vorsätzen oder so.

Verbot – Update

Eine Kita bittet die Eltern, auf Stereotype Kostümierung der Kinder zu verzichten. Kann man machen. Haben sie denn auch den Cowboy als Verzicht empfohlen? Den Piraten? Die Prinzessin?

Sind alles mit eindeutigen Klischees besetzte Kostüme. Der Cowboy wird ja mit der Invasion Nordamerikas und der damit verbundenen Entrechtung, Vertreibung und Massentötung der Ureinwohner in Verbindung gebracht. Das waren übrigens unter anderem die Indianer, als die man sich nach Auffassung der Kita-Leitung nicht mehr verkleiden sollte.

Genauso wie man beschlossen hat, aus den alten Büchern die sich noch einer anderen Sprache bedienten, Wörter wie Neger zu ersetzen. Kann man auch machen. Man hätte aber auch an die Wörter eine Markierung setzen und im Fußtext eine Erklärung dazu geben können. Herkunft und Bedeutung, sowie Benutzung in der modernen Sprache. Aber das wäre ja so etwas wie Aufklärung und Bildung.

Ernsthaft Leute, wir verbiegen und ändern unsere Vergangenheit. Wir drängen die Begriffe aus dem Wissen und damit auch aus dem direkten Kontext, der Bedeutung und der Erinnerung. Die Erinnerung an Rassenhass, Entrechtung und vor allem an die Fehler, die wir gemacht haben.

Das ist sehr kurzsichtig. Ich würde es lieber sehen, dass man den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen, die Begriffe erklärt, das Falsche daran erläutert und nicht in Vergessenheit geraten lässt. Wenn wir uns nicht im Klaren sind was Rassenhass, was Entrechtung oder Genozid bedeuten, wir die Begriffe im Kontext nicht erkennen, öffnen wir weiteren „Fehlern“ Tür und Tor.

Verbote, die auf Empfehlungen solcher Art folgen können, sind für mich an dieser Stelle die Annahme, Kinder wären nicht in der Lage zu begreifen. Als Vater versichere ich euch: Alles was wir Kindern erklären und sie spielerisch erleben lassen, begreifen sie. Vielleicht nicht heute, aber sie werden sich an die Lektionen erinnern, wenn es Zeit ist. Und genau das verhindern wir mit Verboten, die das Erklären nicht mehr vorsehen.

Update: Wie im ersten Absatz behauptet, gab es kein Verbot, sondern die Bitte, auf Stereotype bei der Verkleidung zu verzichten. Deswegen habe ich den Artikel dahingehend überarbeitet.

Die CumEx-Files – Wie Banker, Anwälte und Superreiche Europa ausrauben. | CORRECTIV

 

über Die CumEx-Files – Wie Banker, Anwälte und Superreiche Europa ausrauben. | CORRECTIV

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#wheniwas

Es war damals der Mathelehrer in der Grundschule. Er ließ an der Tafel Aufgaben rechnen setzte sich dabei hinten in die Klasse auf einen freien Tisch und rief dann immer ein Kind zu sich. Das musste sich auf seinen Schoß setzen und er befummelte dann heimlich die speziellen Stellen eines Körpers. Das traf alle Kinder der Klasse.

Ich könnte jetzt sagen, dass das nicht so schlimm war, es hin und wieder nur eine Hand an der falschen Stelle war. Ich könnte sagen, dass das nichts mit mir gemacht hat, dass keine bleibenden Schäden zurückgeblieben sind. Aber in Wahrheit kann ich das so sagen. Es ist einfach ungewiss.

Soviel ist in der Zwischenzeit in meinem Leben passiert, dass ich nicht mit Sicherheit sagen kann, was welche Auswirkungen auf mein heutiges Ich gehabt hat. Ich kann nur eines mit Gewissheit behaupten: Wenn meine Kinder früher irgendwo zum Spielen hingegangen sind, zu Schulkameraden zum Beispiel, habe ich die Eltern bereits vorher kennengelernt. Erzählen mir meine Kinder etwas, höre ich (immer) sehr genau hin und frage im Zweifel nach. Ich setze meine Kinder keinen Situationen aus, denen sie noch nicht gewachsen sind. Meine Augen und Ohren sind immer offen und nehmen auf, mein Kopf analysiert.

Ob das nun etwas abwenden kann, sei mal dahingestellt, aber das sind meiner Meinung nach auch Auswirkungen aus der beschriebenen Vergangenheit. Ob ich ein anderer Mensch ohne diese Tat geworden wäre? Das ist ungewiss.

 

Abhorsten

Der Söder sagt, die GroKo sei Schuld am Abstieg der CSU. Na, da kann er ja mal bei der SPD nachfragen, wie sich das so angeht, wenn einem die Koalitionspartner das Leben vermiesen.

Die CSU ist der Club alter, weißer Männer als Kasperltheater in der Abschiedsvorstellung ohne Krokodil.

Anstatt auf andere zu zeigen, sollte man vielleicht die Fehler erstmal bei sich selber suchen.* Der Seehofer ist sicherlich etwas, das man als Fehler anstreichen könnte.

 

*Gilt natürlich auch für alle anderen Menschen und Parteien.

Wechsel

An einer der Haltestellen unterwegs wechselten die Busfahrer. Ich konnte mir nie merken, an welcher genau und war immer überrascht, wenn der aktuelle Fahrer plötzlich den Bus verließ. Erst dachte ich, er geht eine rauchen, was er ja auch in unregelmäßigen Sequenzen immer mal wieder tat. Doch an dieser einen Haltestelle stieg ein neuer, frischer Fahrer ein. Dieser richtete sich seinen Arbeitsplatz ein, was je nach Fahrer unterschiedlich lange dauern konnte. Es war also ungewiss, wie viel Verspätung wir durch den Wechsel haben würden. Gewiss war nur die Nervosität, ob der Anschlussbus wartet.