Meter machen

Um Erfahrungen im Leben zu sammeln, muss man auch mal Meter machen. Meter in Form von Reisen, andere Orte besuchen, selber organisieren. Und manchmal auch alleine unterwegs sein. Das gilt sowohl für uns Erwachsene, als eben auch für Kinder. Beim Nachwuchs sind wir als Eltern ja gefordert, den Bewegungsradius stetig in einem passenden Maße zu erweitern. Eigene Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen. Wir haben das bei unserer Tochter, die bis vor 2 Jahren hier im Internet einfach nur Meter genannt wurde, natürlich auch gemacht.

Jetzt ist sie auf dem Weg als Teen zur jungen Frau zu werden. Es sind zwar noch ein paar Jahre, aber wir können es sehen und spüren. Sie wird erwachsen. In der Folge kommen da natürlich andere Wünsche und Erwartungen bei ihr, die wir dann, nun, aufnehmen und irgendwie bewerten müssen. Aber im Grunde ist da nicht viel für uns zu tun. Sie ist selber in Lage ihre Grenzen zu bewerten. Das konnte sie eigentlich schon immer. Ich erinnere mich da gerne an die Zeit, als sie Laufen lernte. In der Zeit sind Treppenstufe ja erst mal der Endgegner. Bevor sie versuchte eine Stufe herunter zu steigen, legte sie im Wohnzimmer Kissen auf den Boden. Dann stieg sie auf die Kissen und wieder herunter. Immer wieder. Wir haben uns damals gefragt, was sie da eigentlich macht. Später war uns klar: Sie hat Treppenstufen geübt.

Jetzt ist die nächste Stufe erreicht. Nach den langen Monaten ohne großartig Kontakte mit Gleichaltrigen, nach allen Einschränkungen der Pandemie, ist der Wunsch die Oma zu sehen gekommen. Das ist vollkommen verständlich. Eigentlich wäre es so, dass wir sie in eine Stadt fahren, in der sie dann von der Oma abgeholt wird. Aber sie mag keine lange Strecken mit dem Auto fahren, außer es lässt sich nicht vermeiden. Und sie nimmt das mit der Umwelt sehr ernst. Deswegen hat sie sich entschieden, die gesamte Strecke mit dem Zug zu bewältigen.

Das ist das erste Mal, dass sie eine so lange Strecke alleine zurücklegt. Sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückfahrt muss sie einmal umsteigen. Wir haben uns natürlich darüber unterhalten was passieren kann. Zugverspätungen und Ausfälle, andere Wagenreihung, anderes Gleis und was es sonst noch so geben kann. Macht ihr alles keine Angst. Sie sagt, sie kann ja die Leute von der Bahn fragen, sie kann anrufen und sich bei uns Rat holen. Alles in allem ist sie überzeugt, die Fahrt zu bewältigen. Das sind wir auch. Vorsorglich haben wir das Ticket für die erste Klasse gebucht. In ihrem Alter ist das preislich zu verschmerzen.

Am Montag geht es los. Und es wird ein Schatz an Erfahrungen gehoben. Für die Tochter und auch für uns. Und ich hoffe, ich behalte die Nerven… 🙂

Abgehängt

Jetzt ist es geschafft, liebe Bundesregierung, liebe Landesminister:Innen, liebe Kultusminister:Innen. Ihr habt mich abgehängt. Ich kann eurer Irrfahrt nicht mehr folgen. Das Gefühl der Unsicherheit ist nun einem inneren Vakuum gewichen. Leere, wenn ich eure Gesichter in den Medien sehe, Taubheit, wenn sich eure Münder bewegen. Es geht nicht mehr. Ihr habt es auf ganzer Linie versaut.

Während wir als Eltern hier zu Hause versuchen uns, unsere Familie und Freunde, bestmöglich zu schützen, in dem wir uns ganz klar an die RKI-Verhaltenshinweise halten, stecht ihr uns ein Messer in den Rücken. Alle paar Wochen immer und immer wieder. Gestern habt ihr das Messer noch ein paar Mal in der Wunde gedreht.

Es ist nicht so, dass ich euch nicht mehr ernst nehme, aber ich sehe euch ab sofort als Gefahr für die Gesellschaft, zumindest für den Teil der Gesellschaft, der wie wir diese Pandemie als Bedrohung versteht. Wir sind euch weitestgehend wehrlos ausgeliefert. Was mich umtreibt ist unter anderem die Frage, wie ihr da sitzen könnt, euch nur mit euch selbst beschäftigt und von uns verlangt, unsere Kinder der Pandemie auszusetzen. Seit Monaten macht ihr für die Kinder: Nichts.

Die Lehrer:Innen in diesem Land zeigen die Probleme seit Jahren auf, die Pandemie legt ihre morbiden Finger in die Wunde. Und anstatt diese Wunde dem Zugriff der Pandemie zu entziehen und sie ordentlich zu säubern und zu verbinden, duckt ihr euch weg, macht die Augen zu und schickt die Kinder wie Kanonenfutter an die Front.

Ihr verlangt es einfach von uns. Ihr besteht darauf ein System aufrecht zu erhalten, das schon ohne Pandemie nicht richtig funktioniert hat. Wir sollen unsere Kinder in kalten Klassenräumen, im gemischten Unterricht, zu dem sie mit vollen Bussen und Bahnen fahren müssen, mit gutem Gewissen sitzen lassen.

Ich möchte meine aktuellen Gefühle dazu so ausdrücken: Fickt euch! Ich spucke auf euch. Ihr seelenlosen, selbstverliebten Kotzbrocken.

Ihr habt mich abgehängt. Restlos.

Vorgaben der Landesregierung NRW

Der Text hier bezieht sich auf die von der Landesregierung NRW herausgegebenen Vorgaben für den Infektionsschutz an den Schulen. Ich habe da ein wenig drin gelesen und aus einer Wut heraus in die Tasten gegriffen. Sicherlich habe ich nicht allzu gut argumentiert, das ginge bestimmt besser, aber ich muss meine Wut loswerden. Ich kann die verzerrte Wahrnehmung nicht verstehen. Zumal wir im direkten Bekanntenkreis all das nachvollziehen können, was in den sozialen Medien von LuL, SuS und Eltern berichtet wird.

Die Überschriften entsprechen den Punkten/Absätzen aus den Vorgaben der Seite der Landesregierung und den in dem Video von Alexander Brockmeier angesprochenen Maßnahmen. Es sind natürlich nicht alle Punkte angesprochen. Das Bild wird auch so klar.

INFEKTIONSSCHUTZ, HYGIENE UND TESTUNGEN

Die Kinder haben also den kompletten Schulalltag einen MNS/MNB im Gesicht. Es gibt keine vereinbarten Pausen. Kinder in Öffis tragen diese noch länger. Wo ist die Prävention, die das durch gezielte Maßnahmen entzerrt, erträglicher macht? Ah, die Schulen haben es in der Hand, oder? Freue mich schon auf die ersten abgemahnten LuL, die sich erdreistet haben eine maskenfreie Zeit auf dem Schulhof abzuhalten. Warum sind die Pausenzeiten nicht versetzt, sodass Kinder wenigstens in der Pause ohne MNS/MNB sein können? Ist das so unfassbar schwer?

Testungen von Schülern? Finden nur sporadisch statt und oftmals auf Druck der Eltern. Die GA sind am Limit. Das funktioniert also schon mal nicht.

Durchlüftung

Es ist Herbst, bald Winter, es stürmt und wird kalt. Was ist bei Minustemperaturen das Konzept? Kälte = Schnupfennase. Damit dann hinter MNS/MNB? Sie kennen doch sicher die laufende Nase beim Spielen draußen im Winter, oder? Ist in der Klasse dann nicht anders. Und die ständigen Temperaturwechsel sind auch nicht förderlich für das Wohlbefinden. Wo ist das Konzept, um auch diese Zeitintervalle zu minimieren und die Schule angenehmer zu gestalten?

Vorerkrankungen

Die Eltern sollen entscheiden, ob das Kind in die Schule kann. Verstehe, es wird dann für ein Kind Distanzunterricht gemacht. Der aber erst durch die Ministerin erlaubt werden muss. Chancengleichheit? Was ist mit Leistungskursen? Ja, die Klausuren müssen natürlich geschrieben werden.

Vorerkrankungen bei Angehörigen

Der Schutz kann nur eng begrenzt gewährt werden. Wie wäre es mit einem Konzept, das sich diese Frage erst gar nicht stellt? Dann sind auch nicht immer nur einzelne Schüler betroffen, sondern alle haben das selbe niedrige Risiko einer Infektion.

Schnupfen

Laut RKI ist kann das ein Symptom sein. Laut LR soll das Kind 24h zu Hause beobachtet werden. Um dann was zu entscheiden? Die Eltern bestimmen dann, dass es nur ein Schnupfen ist? Dass das Kind wieder in die Schule kann? Mit Schnupfennase unter der MNS/MNB?

Distanzunterricht

Über die Einrichtung von Distanzunterricht entscheidet die Schulleitung.

Fragen wir mal z.B. die Schulleitung aus Solingen?

Versetzter Schulanfang

Sie reden von 07:30 – 08:30. Seit Jahren wissen wird, dass die Schule besser später als früher anfangen soll. Außerdem ist mir aktuell keine einzige Stadt bekannt, wo das umgesetzt wurde. Wie denn auch, wenn das alles nur 1-2 Wochen gültig ist.

Handlung im Verdachtsfall / Infektionsfall

Schön beschrieben, aber die Realität ist eine andere. Das Vorgehen ist nicht an die kritische Masse der GA gekoppelt und läuft einfach ins Bodenlose. Kurz: Es funktioniert nicht. Die Empfehlungen des RKI werden vollumfänglich NICHT umgesetzt. Dabei sind die einleuchtend und minimieren das Risiko einer Infektion für alle Beteiligten. Sie verfolgen schon was LuL gerade so äußern? Nein? Schade. Dann könnten Sie den Irrsinn erkennen, der da gerade passiert.

Anstelle von 1000 Bussen mehr und die Kinder noch früher in die Schule zu zwingen, sollten die Gruppen verkleinert und auf eine Art Schichtbetrieb umgestellt werden. Wenn es keine Infektionen in den Schulen gibt, muss auch erst gar nicht über Distanzunterricht geredet werden. Weiterhin muss man endlich einsehen, dass die Schule keine Verwahranstalt für Kinder ist, sondern ein Ort wo Wissen und Bildung fließen sollen. Keine durchgelüfteten kalten Nasen im Winter.
Das neu entdeckte Recht auf Bildung wird ohne einheitliches Konzept, welches entkoppelt vom Infektionsgeschehen bis zum Ende der Pandemie allgemein gültig ist, direkt nach dem Aussprechen mit Füßen getreten.

Alles in allem sind Vorgaben ein Flickenteppich, der den Schulen keinen geordneten Handlungsrahmen zur Prävention an die Hand gibt. Alles sind nur Abstellmaßnahmen, keine Präventionsmaßnahmen. Im Rahmen einer Risikobetrachtung würde das alles in sich zusammenfallen. Zumal es niemanden gibt, der das umsetzen kann. Die Maßnahmen, oder auch Vorgaben, werden auf einzelne Betroffene heruntergebrochen. Teilweise werden nicht einmal direkte Sitznachbarn informiert, getestet, in Quarantäne geschickt. Die Maßnahme funktionieren einfach nicht, weil die Schulen etwas vor die Füße geworfen bekommen haben, das sie nicht umsetzen können. Sie wurden schlicht alleine gelassen.

Da kann die Landesregierung noch so schöne Erklärbärvideos auf Instagram posten, noch so toll auf die Vorgaben verweisen. Das ist nur Makulatur. In meinem Berufsumfeld nennt man so etwas „Luftschlösser bauen“. Mehr ist es nicht. Nichts wirkt, alles soll nur glänzen. Und das ist, was mich so unfassbar wütend macht. Es geht um die Sicherheit unserer Kinder, die der Lehrer, in dessen Obhut wir sie geben.

Für uns ganz persönlich hat sich seit März folgendes geändert: Wir haben viele selbstgenähte MNS für die Tochter, sie war bereits mehrfach wegen Schnupfen zu Hause. Aus unserem Verantwortungsgefühl heraus haben wir sie immer mindestens 1 Woche, nicht 24h, zu Hause gelassen. Sie hat in dieser Zeit keine Unterlagen der Schule erhalten. Lehrer reagieren nicht auf E-Mails.

PS: Das tolle Bild von Frau Gebauer in der Schule wurde in einer Aula oder einem Musikraum aufgenommen. Und ist eine Beleidigung für uns Eltern, die wir genau wissen in welche Klassenräume unsere Kinder tatsächlich gehen. Das Bild ist eine bodenlose Frechheit und an Ignoranz nicht zu überbieten.

Bildung, aber sicher. Oder?

Liebe Leute, wir schreiben diesen Text an die Landesregierung. Ihr dürft ihn gerne kopieren, ergänzen oder verändern und auch an die Landesregierung schicken. Wir kennen aus dem Internet folgende E-Mailadressen, die sich als Empfänger eignen:

franziska.mueller-rech@landtag.nrw.de
kirstin.korte@landtag.nrw.de
jochen.ott@landtag.nrw.de
sigrid.beer@landtag.nrw.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

unter dem Hashtag #BildungAberSicher äußern sich zahllose Eltern, Schüler und Lehrer im Internet zu den Umständen und Missständen, die aktuell aufgrund der Pandemie an den Schulen herrschen. Wir, hier als Eltern auftretend, fühlen uns von der Landesregierung NRW im Allgemeinen, von der Kultusministerin Gebauer im Speziellen, nicht wahrgenommen.

Seit spätestens März wissen wir um die Gefährlichkeit von Covid-19, wir hatten eine kurze Zeit der Schulschließung, um die Zahlen zu senken. Zwischenzeitlich konnten wir alle in anderen Ländern beobachten, was passiert, wenn die Schulen zu früh wieder in den Regelbetrieb gehen. Siehe Israel als stärkstes Beispiel. Nach den Pfingstferien begann man vorsichtig in kleinen Gruppen zu unterrichten, hatte versetzte Anfangszeiten. Die Zahlen sanken weiter.

Nach den Sommerferien ab in den Regelbetrieb. Wir Eltern und sicherlich auch Lehrer, standen recht fassungslos da. Fragen nach einem Plan B wurden abgewiegelt, einfach nicht beantwortet. Forderungen nach kleinen Gruppen, versetzten Anfangszeiten, wie sie schon einmal hilfreich waren, blieben ungehört, wurden brüsk abgewiesen, oder sogar verboten.

Die Zahlen steigen. Frau Gebauer steht beharrlich zu ihrer immer noch bereits nachweislich falschen Strategie. Das RKI, die Bundesregierung und sämtliche ernstzunehmenden Fachleute, raten etwas anderes, als die Landespolitik umsetzt.

Wie kann das sein? Was ist das Ziel?
Derweil schicken wir Kinder in Quarantäne, mal Klassen, mal einzelne, mal mit unmittelbaren Sitznachbarn. Die Kurse in der Oberstufen z.B. laufen weiter, die Kinder in Quarantäne dürfen daran nicht teilnehmen, sollen ab er die Klausuren wie gewohnt mitschreiben. Sie propagieren Chancengleichheit. Wo ist die denn bei einem solchen Vorgehen?

Wir Eltern fordern im Namen unserer Kinder:
Setzen Sie endlich die Hinweise des RKI für einen gesicherten Schulunterricht für alle um. Niemand redet von ausschließlich Distanzunterricht, aber: kleine Gruppen mit versetzten Anfangszeiten, ohne vermischten Unterricht, das muss doch drin sein! Nehmen Sie den Stress von den Kindern. Nehmen Sie endlich das Kindeswohl ernst. Die Kinder sind keine Maschinen, die einfach so funktionieren. Machen Sie die Hinweise des RKI zu einem neuen Normal, weil die Pandemie und das Virus uns noch lange Zeit in Atem halten werden.

Mit noch freundlichen Grüßen
Die entsetzen Eltern

Lebendig begraben

Die Welle rollt. Wir werden irgendwohin gespült, ohne dass wir großen Einfluss nehmen könnten. Vielleicht wachen wir an einem Strand auf, vielleicht auch nicht.

Gestern erst sagte man mir, man könne ja nicht mit dem Leben aufhören. Nein, natürlich nicht, aber ich fange auch nicht aus Eigensinn mit dem Sterben an. Ja, es ist schwer, ja es ist belastend, ja. Immer alles ja (außer Verschwörungstheorien).

Ich betrachte recht nüchtern meine Verantwortung und die ist, meine Familie gesund durch diese Zeit zu bringen. Dazu gehört sicherlich ein gewisser Verzicht.

Auf was verzichten wir aktuell? Wir hier lediglich auf die Treffen mit einem Teil der Familie und ggf. auf den Besuch eines Restaurants.

Freunde kommen, oder wir gehen hin. Aber immer in Abstimmung mit den Umständen der Familien. Wir sagen uns Gegenseitig was wo wie der Status ist. Wenn wir ein mulmiges Gefühl haben, verschieben wir einvernehmlich auf ein anderes Datum. Wir nehmen an den Leben unsere Freunde teil, sodass jeder Bescheid weiß und die Situation einschätzen kann.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf. Ich weigere mich aber Menschen zu treffen, die ich sonst auch nur einmal im Jahr sehe. Dieses Risiko kann ich guten Gewissens ausschließen. Zumal ich doch nicht weiß, wen und was und wo die sich sonst aufhalten. Eventuell sind am Ende noch Aluhüte dabei. Kandidaten hätte ich da welche.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf, wir treffen Vorkehrungen und schützen uns und andere bestmöglich. Ich verstehe nicht, was daran nicht zu begreifen ist.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf, weil wir nicht mehr regelmäßig zum Einkaufen gehen. Unsere Geschäftsbesuche seit Februar können wir vermutlich an zehn Fingern abzählen. Wir haben bisher recht gut aus dem Garten, mit Picnic und Flaschenpost überlebt.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf, weil wir versuchen an der Schule Einfluss zu nehmen und die Hygienekonzepte hinterfragen. Man hätte insgesamt schon vorher viel mehr hinterfragen müssen, dann wäre ggf. die Problematik der Schule, sich auf aktuelle Ereignisse einzustellen, schon viel früher aufgefallen. Jetzt stehen wir da und fragen uns ernsthaft, wie wir das Kind gesund über den Winter kriegen.

Nein, wir hören nicht mit dem Leben auf. Zu keiner Zeit. Wir passen uns nur an und machen, was nötig ist. Wir hören was die Virologen sagen, was die Politiker sagen, was das RKI meldet und maßen uns an, dazu eine Meinung bilden zu können und abzuleiten, was wir selber uns und anderen zutrauen können. Grundgedanke ist immer der Schutz aller Beteiligten. Wenn es nur um uns ginge, würden wir uns ja so verhalten wie der unbelehrbare Teil der Bevölkerung.

Lebendig begraben sind die, die sich nicht anpassen können, die nur sich sehen, nur sich am wichtigsten halten, weil ihre Welt sich nur um sie dreht. Ihr seid die Toten, die zu Lebzeiten schon im eigenen Grab hin und her eilen, zu den Takten des Programms*. Graue Leute, die dafür protestieren, niemals etwas zu ändern, unfähig zu abstrahieren. Ihr trefft euch mit weiteren grauen Leuten, um die Wahrheit, die es nicht gibt, in eurer Echokammer immer und immer wieder zu wiederholen. Eure Echokammer ist das Grab, in dem ihr lebendig hin und her eilt und der Rest der Welt euch schon längst überholt hat.

Am Ende sind wir es, die auf der Welle geritten sind, die Verluste erleiden mussten und konnten. Wir warten nicht auf euch, wir gehen weiter mit dem Leben in Liebe.

*Danke an die Band Dackelblut für dieses Album mit diesem Titel 🙂

Wasser kennt keine Langeweile

Spiegelung in der Wassertonne

Weil gerade das Wasser nur in Tröpfchen aus den Leitungen kommt, schaue ich den Wasserstand in den Wassertonnen nach. Dann fällt mir ein, dass auch die Grundwasserpumpe defekt ist und wir eine neue installieren müssen. Ungefähr 8-9 kranke Bäume gibt auf dem Grundstück die gefällt werden müssen. Sie haben die heißen Tage der letzten Jahre nicht überlebt. Sind alles Nadelbäume. Den Laubbäumen geht es weitestgehend gut. Die Einfahrt muss gemacht werden; entweder neuer Kies oder die ersten Meter mit Platten auslegen. Entlang der Straße müssen die Hecke und überstehende Äste der Bäume beschnitten werden. Auf dem Grundstück hat sich die Brombeere ausgebreitet, das wird lustig. Immerhin haben wir jetzt viel Marmelade und Fruchtquark…

Es gibt viel zu tun. Langeweile? Ha!

Fußhupe

Fußhupe, so nennen wir seit vorgestern Nacht unsere Gasthündin. Die befreundete Familie ist in Frankreich, wir haben dieses winzige, nervöse und nervtötende Hundetier für die Woche zur Pflege übernommen. Eigentlich sollte Ella im Wohnzimmer in ihrem Körbchen schlafen. Aber wie es nun einmal mit Tieren so ist, haben sie wenig Verständnis für unsere Belange. In der besagten Nacht also, stand die Pflegemutter auf und trat prompt auf den neben dem Bett schlafenden Hund. Die Fußhupe machte ihrem Namen aller Ehren.

So klein Ella auch ist, so viel Durcheinander bringt sie in das Haus. Die Kater, eigentlich Hunde gewöhnt, machen einen großen Bogen um das Wohnzimmer. Sie kommen nur noch zu den Fütterungszeiten in die Diele und warten dort auf uns. Ricardo, von Natur aus ein schüchterner Kater, ist jetzt noch zusätzlich ängstlich. Mich nervt das, den Kater auch.

Die Hühner sind auch nicht entzückt, weil sie im Garten kläffend hinter ihnen herläuft. Erst mit knackigen, lauten Ansagen hört sie auf. Auch das ist nervig. Aber jetzt ist sie halt da, die Fußhupe. Wir müssen das Beste daraus machen. Es ist nur die eine Woche und die werden die Kater, die Hühner und ich überleben.

Entscheidung

Bedingt durch die Covid-19 Pandemie, habe ich zu meinen erwachsenen Kindern bereits seit vielen Wochen nur telefonischen Kontakt. Gerade jetzt ist die große Tochter schwanger und wird im August ihr erstes Kind gebären. Sie wird dies aller Voraussicht nach wohl auch ohne Unterstützung ihres Freundes machen müssen. Der darf bestimmt nicht mit dabei sein.

Mein Auto ist derweil voll mit Kartons in denen unzählige Stücke Kinderwäsche darauf warten wieder getragen zu werden. Hinzu kommt noch ein Kinderbett und diverses Spielzeug. Ich wollte ihr das bereits im März gebracht haben. Dann kam besagte Pandemie mit allen Auswirkungen. Das Risiko, sie anzustecken, war mir einfach zu groß. Jetzt ist es aber, gemessen an den Fallzahlen und meiner strikten Selbstisolation, ein für mich haltbares Risiko.

Morgen also werde ich die knapp 100 Kilometer angehen und die wichtigen Dinge abgeben. Die Freude auf beiden Seiten ist groß und wir werden unsere ganze Energie für den Abstand brauchen. Das ist echt eine Herausforderung.

Genauso, wie die Entscheidung, dass unsere jüngste Tochter an dem wöchentlich stattfindenden Unterricht doch teilnimmt. Wir waren erst strikt dagegen. Nachdem aber das Konzept der Schule wirklich gut gemacht ist und funktioniert, auch die Fallzahlen hier bei uns auf einem erquicklich niedrigen Stand sind, haben wir uns dafür entschieden.

Dass wir uns um solche Dinge in einer derartigen Form Gedanken machen müssen, wer hätte das gedacht?

Rassismus

BLM

Ich habe Rassismus nicht am eigenen Leib kennengelernt. Diskrimierung wohl, aber Rassismus als weisser Deutscher, nein. Ich kann mich noch an Momente in meinem Leben erinnern, als mir selber klar wurde, dass das, was gerade gesagt oder gemacht wurde, nicht gut war.

Zum Beispiel ist da meine Oma, die mit mir in ganz jungen Jahren auf den Markt ging. Einmal schlug ich vor, die Kartoffeln doch an diesem einen Stand zu kaufen. Die Antwort: „Bei der Polacken-Magda kaufe ich nix, die ist dreckig und die Kartoffeln bestimmt auch!“ Als Kind hatte ich dem nichts entgegen zu setzen, aber ich habe mich gefragt, warum die Magda denn dreckig sein soll. Hier mag es sich um Diskrimierung handeln, ich sehe da auch konkreten Rassismus, weil im Haushalt der Großeltern auch von der Polacken-Rasse gesprochen wurde. Und nein, ich werde das hier nicht erklären. Es war halt so.

Später dann, als Jugendlicher, lernte ich über unsere Clique einen jungen Kenianer kennen, der mit seiner Familie gerade erst in Deutschland angekommen war. Er sprach nur Englisch und ich wollte die Chance ergreifen, mit ihm mein eigenes Englisch zu verbessern und, im Gegenzug, ihm mit der deutschen Sprache zu helfen. Meine Eltern erlaubten nicht, dass er zu uns nach Hause kam. Die Ausreden waren, dass man den ja nicht kennen würde, vielleicht wolle er nur ausspionieren was zu holen sei und man können DENEN nicht trauen. Am Ende haben wir uns in der Kneipe getroffen, gemeinsam Bier getrunken und abwechselnd Englisch und Deutsch gesprochen.

Rassismus ist die beschissenste Art zu denken, die man in seinem Kopf haben kann. Ich hasse diese Welt dafür, dass es Rassismus gibt und hoffe, wir werden diese Gedanken, dieses Handeln, aus unseren Köpfen entfernen können.

Neue Hühner

Vor etwas mehr als 2 Jahren zogen drei Hühner in unseren Garten. Es ist viel passiert in der Zwischenzeit. Von unseren ersten naiven Versuchen, die Hühner einzuzäunen, damit sie nicht ganzen Garten um wühlen, bis hin zu den Fangaktionen, wenn eine der jungen Hennen es doch zu den Nachbarn geschafft hat. Außer den äußerst nützlichen und leckeren Eiern, haben wir die Hühner als tägliche Begleiter kennengelernt. Sie lernen schnell, sind zutraulich (oder nur verfressen) und können in einem begrenzten Rahmen mit uns kommunizieren.

Da wir die Hühner im Alter keinesfalls schlachten werden, aber auf die Eier nicht verzichten wollen, wenn die Damen keine mehr legen, haben wir und entschieden, einen größeren Stall aufzubauen. Das ist letzte Woche passiert und gestern sind zwei neue Hühner der Rasse Sperber eingezogen. Das allerdings war von Anfang an ein recht explosives Unterfangen, da es zu filmreifen Szenen kam.

Der neue Stall ist etwas anders als der vorherige. Der erste Stall ist mit einem kleinen Auslauf, aus dem Hühner nicht heraus können. Die FamS war nun aber der Meinung, die neuen Hühner kommen direkt in den neuen Stall, dann lässt sie den Deckel auf und legt ein Netz darüber, damit sie Tageslich bekommen. Das hat nicht ganz so gut geklappt.

Ein Huhn konnte sich trotz Netz ins Freie kämpfen und rannte sogleich quer durch den Garten. Hühner sind verdammt schnell und du hast im Grunde keine Chance sie einzuholen. Frau Sperber also hetzte die 50 Meter zum Zaun und sprang aus vollem Lauf darüber, zu den Nachbarn. Hinterher die FamS und die Tochter, die natürlich nicht über den Zaun springen konnten, sondern den Umweg nehmen mussten. Ich stand lachend auf der Terrasse und konnte mich leider nicht mehr einkriegen.

Es dauerte 10 Minuten, bis sie das Huhn wieder eingefangen hatten. Zu unserem Glück rannte es in die Einfahrt der Nachbarn, die nach 20 Metern in einer Sackgasse mit Mauer und Garage endet. Das Huhn war also wieder wohlbehütet im Stall. Dann kam die kleine Tochter unserer Freunde und wollte sich die Hühner anschauen. Unbeobachtet öffnete sie die Klappe zu den Nestern und zack, das nächste Huhn rannte durch de Garten. Die Aktion wurde dann aber mittels eines leeren Kartons und eines beherzten Wurfes der FamS recht schnell abgebrochen.

Jetzt stelle sich heraus, dass die älteren Gartenbewohner, die ersten drei Hennen, nicht amüsiert über den neuen Zuzug waren. Sie wollten nicht mehr ihn ihren Stall. Was also tun? Wir haben die zwei neuen Hühner dann in den alten Stall gesetzt, der mit dem integrierten Auslauf. Da hätten sie von Anfang an auch besser hingehört.

Was dann aber trotz Umzug der Neuen passierte, konnten wir kaum glauben. Die drei Damen scharrten vollkommen apathisch durch den Garten um ihren Stall herum. Sie trauten sich nicht in die Nähe des jetzt leeren Stalls. Sogar vor uns nahmen sie Reißaus und auch mit Futter ließen sie sich nicht überzeugen. Also mussten wir warten und beobachten, wo sie sich im Garten zur Nachtruhe niederließen. Als sie dann schliefen, pflückten wir sie eine nach der anderen aus ihrem Versteck und setzten sie in den Stall.

Das war schon ein sehr aufregender Tag mit den Hühnern. Heute morgen ging es dann weiter. Die zwei Neuen saßen in ihrem Auslaufgehege, während eines der älteren Hühner davor saß und stundenlang gackerte. Vielleicht hat sie ihnen etwas über den Garten erzählt, vielleicht hat sie ihnen Angst gemacht, geantwortet haben sie jedenfalls nicht.

Jetzt sind wir gespannt, wie sich alles entwickelt, ob die Hühner sich vertragen und bald gemeinsam durch den Garten scharren.

Rosalie und die Sperber Hühner.
Rosalie und die Sperber Hühner.

Sperber Hühner im Stall zur Eingewöhnung.
Sperber Hühner im Stall