Leonore Rigsby war pünktlich. Sie war immer pünktlich. Vor vielen Jahren war sie einmal zu spät gekommen und die Folgen waren dramatisch. So dramatisch, dass sie seitdem immer zeitig erschien, wo auch immer sie sein musste. Oder wollte. Es gab nichts, das ihr pünktliches Erscheinen irgendwie hätte verhindern können. Ob sie sich selbst dessen bewusst war, ist nicht bekannt. Nehmen wir es also so hin.
Dinosaurier
Vermutlich bin ich ein Dinosaurier. Vom Alter her würde es langsam passen. Im Büro bin ich jetzt der Dienstälteste, auch im Freundeskreis besetze ich in der Liste, wer bei Datumseingaben im Internet am weitesten scrollen muss, den zweiten Platz. Deswegen ist diese eine Sache, die ich gerne mache, ein solches Dinosaurier-Ding.
Optik
Ich kann mich gar nicht mehr so genau an das Jahr erinnern, in dem ich zum Optiker ging und meine Sehverhältnisse testen ließ. Ich weiß aber noch, was mir den Hinweis gab, das bitte endlich zu machen. Als ich durch eine Werkhalle ging, bemerkte ich, dass ich ein Warnschild nicht mehr richtig erkennen konnte. Das war exakt der Moment, in dem ich beschloss, umgehend den Optiker aufzusuchen.
So ein Körper

… möchte gepflegt sein. Sonst kann es zu komischen Anwandlungen kommen. Ich sage es geradeheraus, dass ich meinen Körper in den vergangenen Jahren nicht besonders ernst genommen habe. Dafür hat er mir die Rechnung hingelegt und ich stottere die bis zu meinem Lebensende täglich ab.
Damals
Seit einigen Jahrzehnten schreibe ich Dinge in das Internet. Ich kann gar nicht mehr genau aufzählen, welche Dienste ich bereits nutzte, um Gedanken, Meinungen und Erkenntnisse öffentlich auszudrücken. Angefangen hat es, wenn ich mich richtig erinnere, mit Chaträumen bei Compuserve. Das ist so lange her.
Weil das so lange her ist, war ich damals ein junger Mann. Als eben dieser hatte ich natürlich zu vielen Dinge eine andere Meinung, einen anderen Kenntnisstand als heute. Über die Jahre hat sich vieles verändert. Ganz besonders ich als Mensch. Deswegen betrachte ich alles, was im Laufe der Zeit von mir geäußert wird, als eine temporale Erscheinung. Ich habe heute eine Meinung, morgen kann sie sich ändern, weil sich etwas ändert, mehr Wissen verfügbar ist oder im Austausch ein Fehler erkannt wird.
Ich finde es gut, dass wir so sind. Wir lernen, entwickeln uns, können bei der Wandlung der Welt dabei sein. Deswegen verstehe ich manchmal nicht, dass Menschen sich dafür schämen, was sie in der Vergangenheit in das Internet schrieben. Da ich nur für mich sprechen kann, ist meine Meinung zu mir, dass ich das damals eben war. Der Mensch, der ich zu der Zeit sein konnte. Was ich damals schrieb, ist nur für damals gültig. Heute ist gültig, was ich heute dazu schreibe und äußere. Ich schäme mich nicht für den Menschen, der ich damals war.
Wenn ich den Menschen von damals betrachte, kann ich erkennen, wie viel Entwicklung dieser Mensch bis heute erfahren hat. Das ist in meinen Augen ein absolut normaler Vorgang. Wichtig erscheint mir an dieser Stelle einzig, dass ich eben genau das anerkenne und daraus die Erkenntnisse ziehe, die mich weiter bringen.
In einigen Jahren wird das hier ein Teil meines Damals sein, welches ich betrachten kann. In noch viel mehr Jahren wird es niemanden mehr interessieren, weil es mich nicht mehr geben wird. Dann werden sich eventuell meine Kinder und Enkel an mich erinnern und ihren eigenen Blick auf mich in der Vergangenheit haben. Wer oder was ich für sie war, wie sie sich an mich erinnern, wird nicht im Internet zu finden sein.
Colossus
Die Band „Borknagar“ hat auf dem Album „Quintessence“ einen Song erschaffen, der sich mit eben diesem Erschaffen auseinandersetzt. Wann immer ich ihn höre, habe ich das Gefühl, ich verstehe endlich, wie das alles hier und um uns herum entstanden ist. Je öfter ich den Song dann höre, und ich höre ihn niemals nur einmal, desto mehr manifestiere ich mich in die Szenerie. Plötzlich stehe ich mittendrin und sehe alles kollabieren, verschmelzen, gebären, entstehen und vergehen. Es ist einfach wunderbar.
Ich habe keine Ahnung, ob das Absicht war, aber das Album wurde am 01.01.2000 veröffentlicht. Vielleicht hatte das für die Band oder das Label eine symbolische Bedeutung.
Ich erlaube mir einfach mal den Song mit dem Spotifyplayer in den Beitrag zu hängen. Vielleicht spricht er euch auch so an wie mich.
Vernachlässigt
Ich habe diese Seite hier nach dem Neuaufbau auf dem eigenen Server etwas vernachlässigt. Das ist kein Unwille oder Themenmangel, sondern mehr der Umstand, dass ich seit dem wieder viel mehr mit dem Stift auf Papier schreibe. Das ist auf der einen Seite sehr gut, weil ich dadurch sehr persönliche Themen und Gedanken manifestieren kann, auf der anderen Seite aber geht hier dann nicht mehr so viel weiter.
Verbindung

Es ist nicht so, dass es mir an Wörtern mangelt, aber nur mit Wörtern lässt sich nicht viel anfangen. Man kann sie zusammensetzen, sie hintereinander aufreihen, sie nebeneinander stellen, sie durcheinander würfeln und versuchen sie in eine Struktur zu zwingen, leider ergeben sie dann nicht immer einen Sinn. Es bleiben dann nur Wörter.
Die Linie

Manchmal ist das Leben ein langer ruhiger Fluß, der ohne besondere Vorkommnisse dahin fließt, sich durch die Zeit schlängelt und keine Felsen ihn im seinem Bett durcheinander wirbeln. Wir baden im Leben und genießen es, obgleich natürlich nicht alles immer nur seicht stromabwärts treibt.
Unpersönlicher Jahresrückblick
Ach du Scheiße!